Heinz-Norbert Jocks
Andrea Küster und Norbert Reitz
Galerie Christa Schübbe, 12.11.1988 -30.1.1989
Wenn glasklare, grelle Farben, von Bild zu Bild variiert, eine unübersehbare Vorherrschaft beanspruchen, wie bei dem 1958 in Berlin geborenen Maler Norbert Reitz, der bei Petrick, Thieler, Stöhrer und Cecelli an der Hochschule der Künste studierte, dann läuft auch der versierte Künstler Gefahr, sich an das, wogegen er womöglich opponiert, zu sehr anzupassen. Eine irritierende Mimesis ans Dekorative; eine Annäherung wider Willen. Es geht dem Künstler, wie er von Anfang an demonstriert, um die Eigenaussage kurzer Farbstreifen, die ohne standardisiert zu sein, als bildbestimmende Elemente wiederkehren. Reitz, der zu leuchtenden Farben greift, befragt sein Grundmuster nach allen Varianten, mit Überschneidungen, Überdeckungen und Überlagerungen arbeitend. Dabei will er kein brutaler Zerstörer reiner Farbwerte sein, eher ein strenger Choreograph, dem vorschwebt, unbekannte Kontinente abstrakt-formaler Phantasie zu entdecken.
Sich weigernd, Farbschwellen einfach zu ignorieren, operiert er mit breiten Pinselhieben, die sich hier und da zu Dreiecken und Kreisen zusammenschließen. Als jemand, der das farbenfrohe Übereinander und Ineinander liebt, reizt er gern die Unterschiede von rund und eckig, seriell und spontan, notwendig und zufällig, leuchtend hellem und dunklem Kollorit gegeneinander aus. Anders als sein Lehrer Walter Stöhrer, bei dem die Spuren häufiger Übermalungen erkennbar sind, ist Reitz kein Freund der heftigen Vermischung. Mit vorwiegend auf Gelb, Ocker, Grün, Rot und Blau gestimmten Streifen jonglierend, ehrt er die kleine Liste knalliger Farben, für ein Reinheitsgebot plädierend, und das, indem er informellen Zufallstopographien aus dem Weg geht. Um zusätzlich krasse Kontraste im Bereich einer Farbe zu inszenieren,…