CLAUDIA HERSTATT
Andrea Fraser / Carol Bove
Kunstverein in Hamburg, 13.9. – 9.11.2003
Drei Monate lang über den Sommer hinweg war der Kunstverein in Hamburg eine Bühne, die als Plattform für Konzerte, Theaterstücke und Lesungen diente. Auch mit den beiden jüngsten Ausstellungen knüpft der Verein in gewissem Sinne wieder an performative künstlerische Praktiken an, die aber im Gegensatz zur “Bühne 03” wieder eindeutiger der bildenden Kunst zuzuordnen sind. Im Dialog kommen da die 1965 im Staate Montana geborene Andrea Fraser und die sechs Jahre jüngere aus der Schweiz stammende und ebenfalls in New York lebende Carol Bove mit einer ersten institutionellen Einzelausstellung ins Spiel. Andrea Fraser kennt sich wahrlich in der Kunstszene und vor allem mit dem Sprachgebrauch und -einsatz aus, wie er von allen gepflegt, heruntergesagt und zelebriert wird, die darin partizipieren: den Künstlern, Sponsoren, Kuratoren und Museumsdirektoren, den wissenschaftlichen Mitarbeitern, die durch Ausstellungen führen und den Vertreter der Medien. All den ernst zu nehmenden und aufgeblasenen, den stillen und lauten Stimmen in dem hochkomplexen Geflecht aus Produktion, Vermarktung, Wertschätzung und Selbstüberschätzung hat sie sehr genau zugehört und ihre Protagonisten nicht minder scharf beobachtet. In einer Mischung aus Wissenschaftlichkeit und Kabarett hat sie Performances kreiert, bei denen sie ihre höchst begabte und enorm wandlungsfähige Hauptdarstellerin abgibt. In neun verschiedene Rollen-Paare schlüpfte sie allein bei der Eröffnungsperformance im Kunstverein in Hamburg und dabei ganz nebenbei aus all ihren Kleidern hinaus und wieder hinein. “Official Welcome”, erstmals in ähnlicher Form im Jahr 2001 im Auftrag der MICA Foundation in New York erdacht…