Franz Thalmair
Andrea Büttner
»Beggars and iPhones«
Kunsthalle Wien Karlsplatz, 8.6. – 18.9.2016
Vilém Flusser beschreibt die Geste als „Bewegung des Körpers oder eines mit ihm verbundenen Werkzeugs“. Das Interesse des Philosophen gilt bei dieser simplen Definition jedoch weniger ihren mechanischen Voraussetzungen als der Tatsache, dass es sich bei Gesten um Bewegungen handelt, „für die es keine zufriedenstellende kausale Erklärung gibt.“ Es genügt also nicht, Gesten als Bewegungsabläufe zu sehen, die auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung basieren. Unzufriedenstellend für Flusser ist ebenso, die Geste als Ergebnis oder als Kombination von körperlichen und die Psychologie des Menschen betreffenden, von kulturellen, gesellschaftlichen oder sonstigen Gegebenheiten zu betrachten. Seinem Verständnis einer Geste folgend, handelt es sich um den „Ausdruck einer Innerlichkeit“, dessen Bedeutung ausschließlich im Zusammenspiel von gestikulierenden Körpern, Werkzeugen und nicht zuletzt den EmpfängerInnen der durch die jeweilige Geste vermittelten Botschaft verstanden wird.
Mit Gesten unterschiedlichster Natur setzt sich auch Andrea Büttner in ihrer Ausstellung „Beggars and iPhones“ in der Kunsthalle am Wiener Karlsplatz auseinander. Die zwei Körperbewegungen, die die Künstlerin mit dem Begriff des Bettlers und dem des Apple-Mobiltelefons im Titel der Schau als zentral markiert, könnten nicht konträrer sein. Während die „Beggars“ (2015 und 2016) genannte Serie von schwarzen Holzschnitten auf weißem Papier Variationen ein und desselben figurativen Motivs sind, handelt es sich bei „Phone Etchings“ (2015) um Abstraktionen in Form von Radierungen.
„Beggars“ zeigt amorphe Körper, aus denen ausgestreckte Hände nach unten ragen – verhüllte Menschen in Bittstellung. Basierend auf einer langfristigen Recherche über die Ikonografie der Armut in der bildenden…