André Thomkins
geb. 1930, lebt in Zürich
Inspiration und Methode
Ich will über etwas reden, was die meisten Menschen für unvereinbar, ja für paradox halten: daß Inspiration Methode hat…
Welches sind die ureigensten Methoden, derer sich André Thomkins bedient? Man staunt nicht schlecht, wenn man sich Rechenschaft gibt: daß mindestens einige seiner Methoden weniger ureigen als vielmehr uralt sind. Zum Beispiel: wenn er Buchstaben versetzt, Anagramme macht – eine Betätigung, die sich durch all seine Schaffensjahre hindurchzieht.
Dank dieser Methode, die banaler nicht sein kann, erfindet er Worte, Begriffe, die originaler nicht sein könnten. Zum Beispiel der “Denkharmonist”, hinter welchem sich nichts anderes verbirgt als die Buchstaben seines Namens André Thomkins. … Die Methode des Anagramms bringt Schöpfungen hervor, auf die anders keiner gekommen wäre – auf die aber jeder kommen könnte, käme er auf die Methode.
Ähnlich macht er es mit einer ähnlich alten Methode: der des Palindroms. … Auch in dieser Methode hat André Thomkins eine Berufsbezeichnung gefunden, den “retroworter”. Auch hier wird er sprachschöpferisch via Methode; oder er erschließt konventioneller Sprache, die er in verschiedenen Zungen spricht, neue Dimensionen…
Schopenhauer ist mit dem einen Palindrom “Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie” in die Geschichte eingegangen; André Thomkins hat bis heute ein paar Hundert verfaßt. Das ist sein Maßstab, in alten Methoden fündig zu werden. Bisweilen erfindet er auch neue…
Bei seinem Veständnis der Sprache ist es kein Zufall: daß André Thomkins ein vielleicht weniger nach Umfang, aber ganz gewiß nach Inhalt ganz ungewöhnlich selektiertes Literaturwissen hat. Er ist eine wandelnde Anthologie alles Abseitigen…