André Cadere:
Strategie des Werks
Von Thomas Wulffen
Das Werk von André Cadere ist beispielhaft für den Übergang von einer konzeptuellen Kunst zu einer Kunst des Betriebssystems Kunst. Dabei ist sein Werk von ihm selber nur in den Jahren 1970 bis 1978 präsentiert worden. Nach seinem frühen Tod 1978 war sein Werk nur in wenigen Einzel- und Gruppenaustellungen zu sehen. Erst eine größere Retrospektive in New York 1989 (P.S.1 Institute for Contemporary Art ) und in Paris (Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris) haben seinen Beitrag zur konzeptuellen Kunst wieder in Erinnerung gebracht. Michael Asher, ein weiterer wichtiger Vorläufer des Betriebssystems Kunst, hat als Lehrer Schüler gehabt, die seinen Impuls aufgenommen und weitergetragen haben. Davon kann im Falle Caderes keine Rede sein. Er ist und bleibt ein Fall für Spezialisten.
Erkennungszeichen seines künstlerischen Werks ist ein Stab, der aus gleichen, aber unterschiedlichen bunten Holzstücken zusammengesetzt ist. Die Ordnung dieser einzelen Teile ist berechnet, mit wenigstens einem Fehler. Cadere hat ab 1972 die Beschreibung “mit wenigstens einem Fehler” unterlassen, weil jede Arbeit ab diesem Zeitpunkt einen Fehler in der Abfolge der einzelnen Elemente hatte. Sie waren Ausgangspunkt seiner Recherche und seiner Strategie. Vom 1972 bis 1978 hat er die wesentlichen Zentren der damaligen zeitgenössischen Kunst besucht und sie in unterschiedlicher Weise mit seinem Stab besetzt. Zu Beginn dienten diese “Besetzungen” vor allem dem eigenen Werk und dessen Durchsetzung im internationalen Kunstgeschehen. Erst im zweiten Schritt ergab sich aus der intimen Kenntnis der Prozeduren, Regeln und Verfahren des Betriebssystems Kunst eine andere Strategie,…