Andocken an Wissenschaft
Ein kommentierter Bildessay
von Sabine Himmelsbach
Seit 2012 leitet Sabine Himmelsbach das HeK (Haus der Elektronischen Künste), das dieses Jahr sein 10jähriges Jubiläum feiert und im Dreispitzareal in Basel beheimatet ist. Der inhaltliche Fokus des HeK liegt auf Medienkunst und der Reflexion der Auswirkungen von Technologien auf die Gesellschaft. In ihrer kuratorischen Praxis legt Himmelsbach einen Fokus auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und das Thema Art & Science.
Gerade in diesem Feld gibt es viele, auffallend vielfältig arbeitende Künstlerinnen. Für die Bildstrecke im KUNSTFORUM legt Himmelsbach den Schwerpunkt auf Künstlerinnen, deren Arbeiten eng an wissenschaftliche Forschung angedockt sind bzw. wissenschaftliche Erkenntnisse thematisieren, die aber eine eigene visuelle und ästhetische Sprache entwickeln. Manche schaffen sich dafür eine eigene Begrifflichkeit, andere spielen in ihren Arbeiten mit faktischer Korrektheit und fiktionaler Narration. Sie alle haben eine sehr eigenständige künstlerische Praxis entwickelt, die Kunst und Wissenschaft auf einzigartige Weise zusammenbringt.
CECILE B. EVANS & RACHEL ARMSTRONG
999 years – 13 sqm (the future belongs to ghosts), 2019
Rachel Armstrong, Professorin für Experimentelle Architektur an der Newcastle Universität, und die Künstlerin Cecile B. Evans, kooperierten für diese gemeinsame Installation: 13 Quadratmeter gilt als der minimale, akzeptable Lebensraum für Menschen, 999 Jahre ist die maximale Nutzungsdauer für Grundstücke in England. Die Installation besteht aus einer 13 qm-Fläche mit einer durch Glaswände abgetrennten, seitlichen Fläche voller von Mikroben belebten Elemente aus ziegelartigen Bauteilen. Durch die Teile fließt Wasser, die Mikroben verwerten den flüssigen Abfall zu Elektrizität und anorganischem Phosphat. Auf einen Nebelvorhang ist ein fallender und wieder aufsteigender Vogel projiziert –…