Anderthalb neue Museen
Von Harry Zellweger
Zwei neue Museen sind diesen Herbst und Winter in Paris eröffnet oder neu eröffnet worden: das Musée Picasso und das Musée d’Art Moderne.
Das mitten im Marais (5, rue de Thorigny) gelegene Hôtel Salé, welches heute das Musée Picasso beherbergt, ist ein barockes Palais, das, 1656 für Aubert de Fontenay erbaut, nach einer wechselvollen Geschichte 1964 in desolatem Zustand vom französischen Staat erworben, 1968 unter Schutz gestellt und zwischen 1974 und 1985 mit Rücksicht auf die historische Substanz unter der architektonischen Leitung von Roland Simounet zu einem den heutigen Erfordernissen entsprechenden Museumsbau umgestaltet wurde.
Daß Simounet nicht, wie es wohl noch vor einem Jahrzehnt der Fall gewesen wäre, den zerfallenden Bau ausgehöhlt, sondern die alten Strukturen wiederhergestellt hat, ermöglicht heute nicht nur ein reizvolles Spiel zwischen alt und neu, es läßt auch die Atmosphäre wiedererstehen, in welcher viele der nun an diesem Ort präsentierten Werke (in den Ateliers von Boisgeloup, Vauvenargue und Cannes) entstanden sind.
Während die großen Räume der Darstellung der Hauptwerke gewidmet sind, wurden in dem neuen Museum die Vorzimmer, Nebenräume, Kammern und Durchgänge geschickt zur Präsentation kleinerer Werke oder in sich geschlossener Werkgruppen genutzt. Skizzenbücher, Zeichnungen, Entwürfe, gelegentlich auch dokumentarisches Material ergänzen solcherweise immer wieder die chronologisch geordneten Gemälde und Skulpturen und halten so stets die Komplexität dieses nie zur Ruhe kommenden, stets nach allen Seiten vorstoßenden Werks präsent. Einmal sind es Zeichnungen, die in einem kleinen Cabinet de Dessins Abwechslung schaffen, dann wieder sind es Kostüm- und Bühnenbildentwürfe, welche in einem Nebenraum die Aufmerksamkeit des…