Ana Jotta
DAS – IST – DAS?
Temporary Gallery, Zentrum für zeitgenössische Kunst e.V. 22.04. – 29.07.2018
von Uta M. Reindl
Am sonnigen Eröffnungstag im April mag der eine oder andere an das Mörike-Poem „Frühling läßt sein blaues Band“ gedacht haben, während er die zickzackförmig verlaufenden Räume der Temporary Gallery durchschritt – entlang einer mächtigen, blauen Stoffbahn. Weit gefehlt! Ebenso die Assoziation mit Sternbildern im Blau der Nacht angesichts der flimmernden Zeichnungen, die sich über das fast zwei Meter breite und 32 Meter durch den Raum mäandernde Tuch zu bewegen scheinen. Die mit „fala-só“ (Selbstgespräch) betitelte Textilinstallation von 2014 – 2017 will schlicht an den Blaumann denken lassen, was die blaue – mittlerweile meist neonfarbene – Montur der Arbeiter bezeichnet. Jede der von der Künstlerin mit Bleichmittel in rhythmischen Abständen und mit nervösen Konturen in den Stoff gezeichneten Figuren versucht in kuriosesten, gar akrobatischen Verrenkungen eine große Glasscheibe in den Griff zu bekommen. Wer denkt da nicht an die komischen Helden aus Stummfilmzeiten?
Die Portugiesin Ana Jotta treibt hier – wie in ihrem Kunstschaffen generell- ein hintersinniges Spiel mit dem Betrachter, allein mit dem Titel „DAS – IST – DAS ?“ für ihren Kölner Solo-Auftritt, bei dem das erste Wort wie ein Fehldruck anmutet. Mit der absurden Frage bezieht sich Jotta auf das in Frankreich offenbar missverstandene „Vasistas“ nach dem Zuruf deutscher Bewohner im 18. Jahrhundert beim Einmarsch französischer Soldaten, auf den immer noch gebräuchlichen Begriff für Oberlichter von Eingangstüren.
Die in Lissabon 1946 geborene Künstlerin wurde, wie so manche Kolleginnen dieser…