Gerhard Merz:
An einer Ästhetik der Macht bin ich nicht interessiert
Ein Gespräch mit Sara Rogenhofer und Florian Rötzer
Gerhard Merz, geb. 1947, lebt in München. Er ist markanter Vertreter jener Malerei, die sich vehement gegen den expressiven Selbstausdruck wendet und zu einer klassizistischen Bildsprache, allerdings in Fortsetzung der minimalistischen Kunst, zurückkehrt. Bazon Brock hat ihm eine »schöpferische Phantasielosigkeit« bescheinigt, die die einzig möglich ästhetische Strategie in der Gegenwart sei, um die Kunst zu retten. Der Stil der Ganzheitlichkeit beanspruchenden Rauminstallationen ist unpersönlich, die Malerei reduziert sich auf die Anordnung von Färb flächen, die mit gediegenen Rahmen versehenen »Bilder« sind meist monochrom oder zitieren gegenständliche Vorlagen als Siebdrucke. Merz neigt nicht nur zu pathetischen Inszenierungen, sondern provoziert auch Vorwürfe durch die Verwendung von Symbolen, die vom Faschismus belastet sind. So hat er beispielsweise in einer Ausstellung im Frühjahr dieses Jahres zwei in Bronze gegossene Fasces, Symbol des italienischen Faschismus, als gegenständliche Motive an die Wand gehängt. Zuletzt hat Merz einen Raum auf der documenta 8 mit dem Titel »MCMLXXXVII Vittoria del Sole« gestaltet. Seine Malerei bringt eine Variante im Spektrum des von Jencks vorgestellten Freistil-Klassizismus – siehe die Rezension über Postmoderne – vor, die dort kaum berücksichtigt wird. Auch die Äußerungen von Merz zur Kunst und ihrer Grammatik haben hohe Affinität zu dem umstrittenen »Ruf nach Ordnung«, der von einigen postmodernen Neoklassizisten erhoben wird, einhergehend mit der Verabschiedung von politischen Bezügen.
Als Postmoderne bezeichnet man oft ein spielerisches und beliebiges Zitieren von Traditionen. Ihre Inszenierungen erscheinen zwar auch als Zitatmontagen, transportieren aber einen…