PETER LAND
AN DER GRENZLINIE
ZWISCHEN KONTROLLVERLUST UND KONTROLLE
EIN GESPRÄCH MIT DIETER BUCHHART
Peter Lands Videos beginnen als Slapstick und enden als Slapstick: er fällt von Leitern oder Barhockern, stürzt Treppen hinunter oder versenkt sich als Jäger samt seinem Boot selbst im See. Das tragikomische Scheitern menschlicher Bemühungen, sich in unserer Gesellschaft zu positionieren, zu überzeugen und zu bestehen, scheint unausweichlich. Doch das Lachen über das klägliche Scheitern dieser Versuche bleibt dem passiv konsumierenden Publikum in den sich nonstop wiederholenden absurden Sequenzen buchstäblich im Hals stecken. Das Lächerliche und Absurde wird mit jeder Wiederholung zunehmend zum tragischen und dramatischen Ereignis. Slapstick in der Warteschleife entblößt nicht nur unsere mediatisierte, oberflächliche und schamlose Gesellschaft, sondern führt uns selbst die Tragik der Lächerlichkeit unseres eigenen Seins im Moment des unausweichlichen Kontrollverlustes vor Augen.
Seinen Videoarbeiten der 1990er Jahre setzt Land Anfang 2004 in seiner Ausstellung in der Galerie Nicolai Wallner in Kopenhagen unter dem Titel “Nemo on the Borderline” skulpturale Arbeiten und Gemälde entgegen. Die realistischen ausdruckslosen Fiberglasabgüsse des Künstlers mit extrem verlängerten, unbrauchbaren Extremitäten greifen jene Erfahrungen des Kontrollverlustes an der Grenzlinie zwischen dem Schlaf- und Wachzustand auf. Hier öffnet Land zwischen bitterer Realität und Fantasie einen der wenigen Grenzbereiche, der den von gesellschaftlichen Normen und Vorstellungen eingeengten Menschen die Flucht zu ermöglichen vermag. Dabei handelt es sich jedoch um eine fiktive Grenzwanderung, die in dem klinischen Borderline-Syndrom, an der Grenze zwischen geistiger Gesundheit und einer Psychose, ihre Manifestation zu finden scheint.
Lands Werke sind, ob Skulptur, Gemälde oder Video, obwohl scheinbar leicht lesbar,…