Hermann Pfütze
Amerikanische Kunst im 20. Jahrhundert
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 8.5. – 25.7.1993
Royal Academy of Arts, London, 16.9. – 12.12.1993
Die Ausstellung verspricht einen Überblick über die (US-)Amerikanische Malerei und Plastik zwischen 1913 und 1993 aus europäischer Sicht. Unternommen wurde, so Christos M. Joachimides, ein Rückblick durchs Fernrohr “vom Ende des Jahrhunderts her” auf die amerikanische Kunst, um sie “als Geschichte der Innovationen zu erzählen”. Die Auswahl sei orientiert, so Norman Rosenthal, am jeweils zeitgenössischen Gewicht der Werke und an ihrer spezifischen von Europa unabhängigen Qualität, nämlich “ihrer endlosen, obsessiven Auseinandersetzung mit dem Hier und Jetzt”.
Damit ist wohl jener in den 40er Jahren in New York populäre Unterschied zwischen “Bleichgesichtern” und “Rothäuten” gemeint, den Arthur C. Danto in seinem Katalogtext ironisch zitiert, also zwischen europäisch – vor allem französisch – orientierten Farb- und Formkriterien und der wilden, “radikal amerikanischen” Kunst. Edward Hopper wäre demnach eher ein Bleichgesicht, Jackson Pollock ohne Zweifel eine Rothaut. Das sei freilich, sagt Danto, “eine bleichgesichtige Vorstellung von Rothäutigkeit” gewesen, ein europäischer Import der Surrealisten nach New York, der dort begeistert aufgegriffen worden sei. Pollock, de Kooning und Motherwell haben aber nicht die Amerika-Klischees der Surrealisten bedient, sondern sie eigneten sich deren impulsive malerische Gestik an.
Joachimides und Rosenthal, denen die Ausstellung zu verdanken ist, sind indes kritische und gelehrte “Bleichgesichter”. Ihre europäische Sicht ist die der Kenner, nicht mehr die der Entdecker. Diese abgeklärte, umfassende Kennerschaft gerät der Ausstellung aber auch zum Nachteil: Sie versammelt zu viel und zeigt zu wenig. Im Katalog berichtet Mary Emma Harris z….