America! America! How real is real?
Die Ideologie der Wirklichkeit
Museum Frieder Burda 09.12.2017 – 21.05.2018
von Johannes Meinhardt
Die rund 70 Arbeiten der US-Kunst aus den 1960er Jahren bis heute in der Ausstellung „America! America! How real is real?“ erfüllen zwei Kriterien, die in weiten Bereichen der Kunst unvereinbar waren: sie gehören durchweg zu wichtigen, kunsthistorisch zentralen Bewegungen der spät- und der postmodernen Kunst – und sind in diesem Sinne Teil der neueren Avantgarde –, sie beschränken sich jedoch auf Arbeiten, die, unabhängig vom theoretischen und reflexiven Status ihres Mediums gegenständlich sind, so dass sich der Betrachter leicht darauf beschränken kann, ihr aus der Realität genommene Sujet, das augenscheinlich Dargestellte, zu identifizieren und – kulturhistorisch und gesellschaftlich – zu deuten. In diesem Sinne gehören sie zur populären Kunst; sie sperren sich nicht einem simplen Verständnis, werden weitgehend als historische Dokumente verwendet. Deswegen ist es in den drei (bis zu einem gewissen Grad chronologischen) Gruppen, in die die Ausstellung gegliedert ist (Pop Art, Concept/Real, Narration), auch gleichgültig, ob es sich um Gemälde oder um Fotos handelt, oder ob es (plastische) Objekte oder Videofilme oder Schriften sind, die ‚Realität‘ zu sehen geben.
Für die Pop Art war die Spannung zwischen dem naiv Populären der Sujets und einem kritischen oder analytischen Gebrauch der eingesetzten Mittel und Medien ein wesentlicher Ansporn; es ist aber kein Zufall, dass weite Bereiche der Pop Art schon damals weniger kritisch als affirmativ aussahen, was sich bis heute verstärkt hat. Während Arbeiten von Andy Warhol und dem frühen Claes…