Martin Blättner
Amelie von Wulffen
»Bilder 2000 – 2015«
Pinakothek der Moderne, München, 23.10.2015 – 21.2.2016
Nach dem Aufstieg der mit Künstlernamen bestückten Stufen zum Ausstellungsraum in der Pinakothek der Moderne erwartet den Besucher ein Raum voller ästhetischer Widersprüche. Inmitten der Kammer befindet sich ein offener Durchgangsraum – auf der vorderen, pink gestrichenen Ausstellungswand hängt eine locker geklebte Collage mit einem John-Travolta-Portrait vor einer blau gemalten Landschaft, daneben schrullige Obst-und- Gemüse-Aquarelle mit personifizierten Bananen, Gurken oder Lauch-Gestalten, die sich in kuriosen Situationen befinden. Davor sind zwei über Eck gestellte und bunt bemalte und weiß grundierte Holz- Sofas installiert, die im Gegensatz zu den Schulstühlen auf der Rückseite des Durchgangsraums nicht berührt werden dürfen. Die sechs standardisierten Stühle aus Holz und Metall sind mit beliebigen Motiven aus der Kunstgeschichte und aus der privaten Welt der Künstlerin Amelie von Wulffen bemalt. So kontrastiert ein Van-Gogh-Selbstportrait auf der Rücklehne mit einem Segelboot auf dem Sitz – die Malweise pendelt irgendwo zwischen der bayerischen Lüftl – und der postmoderner Spontanmalerei.
Doch die künstlerischen Widersprüche der in 1966 Breitenbrunn (Oberpfalz) geborenen Künstlerin (Schülerin von Olaf Metzel und Daniel Spoerri) und Professorin (für Malerei) schöpfen gerade aus diesem Fundus einer starken Heimat-Verwurzelung mit einem globalen Erfahrungsschatz, der mit der jugendlichen Pop-Kultur ebenso vertraut zu sein scheint wie mit dem Avantgarde-Design. Frau von Wulffen hat offenbar den bürgerlichen Wohngeschmack ebenso verinnerlicht wie die Kunstgeschichte und die Literatur. Der Film, die Mode und die Fotographie haben ähnlichen Stellenwert. Die Ebenen der Hoch- und Trivialkultur wurden offenbar erfolgreich eingeebnet. Nach Stationen im…