Ingo Arend
Am Ende der Zeit
»Fotografien von Thomas Kläber«
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, 24.1. – 15.3.2015
Am Ende der Zeit. Der Titel der jüngsten Ausstellung im Cottbusser Kunstmuseum Dieselkraftwerk ruft ein Echo des Überzeitlichen, Phantastischen auf. Doch wenn etwas die Fotografien auszeichnet, die unter diesem Titel versammelt sind, dann gerade die Nähe zum Irdischen. Die 72 Bilder in einem Raum der Wechselausstellungssäle des 1997 in der DDR gegründeten und 2008 nach Umzug und Umbau in einem alten Elektrizitätswerk neu eröffneten Kunstmuseums Dieselkraftwerk Cottbus dokumentieren ein ganz alltägliches Leben. Freilich eines, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Vom Januar 2006 bis zum April 2013, mehr als sieben Jahre, hat der Fotograf Thomas Kläber das unscheinbare Leben einer ungewöhnlichen Frau begleitet: Annemarie Jatzlauk, die Inhaberin der Cottbusser Bahnhofsdrogerie. Dieses Langzeitprojekt ist eine Begleitung bis zum Tode geworden. Denn im April 2013 verstarb die Frau nach einer schweren Tumor-Krankheit.
Jatzlauk, geboren 1938, wohnte in einem kleinen Gehöft außerhalb von Cottbus. Ihren Berufswunsch Tierarzt konnte die junge Frau, ohne Abitur, nicht verwirklichen. Deshalb arbeitet sie ab 1953 in der Cottbusser Bahnhofsdrogerie. Zwischen diesen beiden räumlichen Polen bewegt sich ihr Leben. Achtundfünfzig Jahre lang fährt sie mit dem Fahrrad die sechs Kilometer zwischen dem Bauernhof und der Arbeitsstätte in der Stadt. 2011 wird die Drogerie geschlossen. Auf einem der Bilder sieht man Jatzlauk aufrecht und selbstbewusst hinter der Ladentheke der altertümlichen Drogerie stehen. Auf einem der Bilder sieht man sie auf ihrem Fahrrad in gekrümmter Haltung über einen verschneiten Feldweg fahren.
Thomas Kläber, 1955 in Beyern geboren, studierte…