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Magazin: Publikationen · von Michael Hauffen · S. 481 - 481
Magazin: Publikationen , 1996

Am Ende der Gutenberg-Galaxis

Norbert Bolz’ Wegweiser zu den»neuen Kommunikationsverhältnissen«

Die Botschaft vom schwindenden Wert althergebrachter Wahrheiten dürfte inzwischen bis in die letzten Winkel der Erde gedrungen sein. Allerdings wird sie nicht gerade selten gleich wieder verdrängt oder bekämpft, wobei auffällt, daß dabei auch diejenigen Mittel als Waffen eingesetzt werden, die das Ganze in Bewegung brachten, zum Beispiel Telekommunikation oder präzise wissenschaftliche Argumentation. Dieser postmoderne Tatbestand bedeutet für alle Beteiligten eine drastisch zunehmende Unübersichtlichkeit der Verhältnisse.

Norbert Bolz, der sein Buch als Wegweiser zu den “neuen Kommunikationsverhältnissen” anpreist, hat sich als Verteidiger systemtheoretischer Erklärungsmodelle im Bereich elektronischer Medien einen Namen gemacht. Wo durchschnittliche Propagandisten der Computertechnik nur mit faszinierenden Bildern oder enormen Marktchancen argumentieren können, beanspruchen seine Beiträge zur diesbezüglichen Diskus- sion Wissenschaftlichkeit auf dem neuesten Stand. Im Gegensatz zur rigorosen Höchstbewertung wirtschaftlicher Interessen, die anderswo zumeist das letzte Wort hat, können hier auch kritische Positionen Legitimität beanspruchen, sofern sie in der Lage sind, sich auf dem insgesamt vorgegebenen theoretischen Niveau zu behaupten.

Den Positivismusstreit fortführend, geht Bolz deshalb auf die im deutschen Sprachraum bekanntere und bis heute in hohem Ansehen stehende Kritische Theorie ausführlich ein. Er unterscheidet dabei zwischen KT (Kritischer Theorie) I (Adorno) und KT II (Habermas), um schließlich beiden zu bescheinigen, daß sie sich an unhaltbare Hoffnungen klammern.

Wenn auch im selben schnoddrigen Tonfall verfaßt wie die Äußerungen des Vaters der deutschen Systemtheorie, Niklas Luhmann, auf den sich Bolz ununterbrochen beruft, kann man ihm also nicht vorwerfen, daß er den Stand dessen, was in der Zeit nach der Studentenrevolte ein Schwerpunkt intellektueller…

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