Am Anfang kam die Anerkennung eher aus der Ferne
Stella Rollig, Direktorin des LENTOS Kunstmuseum Linz, im Gespräch mit Stephan Maier
Sie selbst sprach anfänglich von einem Sprung ins kalte Wasser: Als Stella Rollig die Leitung des LENTOS Kunstmuseum Linz 2004 übernahm, war sie in der Museumsszene ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Nach einer Tätigkeit als österreichische Bundeskuratorin hatte sie sich vor allem im theoretischen Bereich einen Namen gemacht. 67 Ausstellungen später und nach einem Jahr als Europäischer Kulturhauptstadt hat Stella Rollig nicht nur das LENTOS selbst, sondern die Stadt Linz zusammen mit Institutionen wie der Landesgalerie Linz, dem Offenen Kulturhaus Oberösterreich oder dem Ars Electronica Center als fixe Größe auf der internationalen Kunstlandkarte etabliert.
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Stephan Maier: Deine erste Ausstellung war eine Videoinstallation von Darren Almond, die Live-Übertragung aus dem städtischen Gefängnis: Ein heilsamer Schock für die Besucher?
Stella Rollig: Ein Schock auf alle Fälle… Dabei war ich wahnsinnig stolz, dass ich Darren Almond, einen internationalen Star und einer meiner Lieblingskünstler, sehr kurzfristig nach Linz bekommen hatte.
„Live Sentence“ war eine tolle Arbeit von Darren und meinerseits ein programmatisches Statement: die mediale Verknüpfung des Kunstmuseums mit der Justizanstalt Linz. Mit Bezug auf Michel Foucaults Theorie der gesellschaftsstützenden Institutionen wollte ich eine kritische Reflexion des Museums anstoßen. Der Maxime der Selbstreflexion sind wir seither treu geblieben und versuchen, mit künstlerischen Projekten unsere BesucherInnen in diesen Diskurs mit einzubeziehen.
Dein Vorgänger Peter Baum, immerhin 30 Jahre im Amt, hatte ein an den klassischen Themen und Techniken orientiertes Programm gefahren und dementsprechend eingekauft. Kein leichtes Erbe, oder?
Das schwierige Erbe war…