Pipilotti Rist
»Als Mädchen habe ich geträumt, die Reinkarnation von John Lennon zu sein«
Gespräch von Christoph Doswald
»Meine Hautfarbe ist weiß, ich stamme aus der ersten Welt und lebe im ausgehenden 20. Jahrhundert. Vor allem aber bin ich ein typisches Fernsehkind, das mit diesem Medium aufgewachsen ist. Ich kenne das Gefühl, nicht mehr unterscheiden zu können, was ich am Nachmittag im Wald und danach im Fernsehen erlebt habe. Das ist das typische Phänomen der TV-Generation. All das fließt in meine Arbeit ein.«
Pipilotti Rist
Christoph Doswald: Steckt hinter deiner ausgefallenen Kleidung, heute vornehmlich rot, ein exzentrischer Charakter?
Pipilotti Rist: Na ja, die Hose ist noch ein Ausläufer des roten Blocks, doch der grüne Pulli ist meine aktuelle Farbphase. Du siehst mich in meiner Arbeitskleidung. Ich trage immer Latzhosen aus dem Billigwarenhaus EPA zur Arbeit. Dieses Modell existiert in Rot, Blau und Grün. Momentan beende ich die Vorbereitungen zu einer Ausstellung. Ich krieche viel auf dem Boden herum, arbeite handwerklich. Da muß meine Kleidung praktischen Anforderungen genügen. Außerdem trage ich von August bis März ausschließlich bunte Strumpfhosen.
Die Buntheit als Norm, aber nicht als Uniform
Warum dieser Hang zur Buntheit?
Meine Garderobe ist sehr farbig, denn ich liebe es, mich wie eine Blume anzuziehen. Es ist mir auch unklar, wieso die meisten Menschen sich in gebrochenen Braun- und Grautönen kleiden. Mag sein, daß sie mit einer zurückhaltenden Garderobe nicht von ihren wahren, inneren Werten ablenken wollen. Bunt wird ja sehr oft mit Oberflächlichkeit und Trivialität gleichgesetzt. Doch dieses auf Understatement bauende Konzept leuchtet mir nicht ein.
Eine Modeauffassung, die…