Fragen zur Zeit
Als habe Piranesi Pate gestanden
In den Sedimenten der römischen Geschichte wird das MAXXI eines Tages das 21. Jahrhundert repräsentieren
Michael Hübl
Genial, der Name: MAXXI. Für deutsche Ohren klingt er fast wie eine verbale Liebkosung. Eine zärtliche Abkürzung, wie sie vielleicht Großeltern gebrauchen, wenn sie ihren Enkel rufen, der vollständig Maximilian heißt. Römer mögen sich an den Circus Maximus erinnert fühlen, den antiken Austragungsort für Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe. Dabei ist MAXXI lediglich ein Akronym: M wie ‚museo‘, A wie ‚arti‘, XXI für das laufende Jahrhundert. Auf Italienisch: Museo nazionale delle arti del XXI secolo. Standort: Rom.
Die 2007 eröffnete, dann wieder für einige Zeit geschlossene Einrichtung wirbt damit, Italiens erstes nationales Zentrum für die zeitgenössischen Künste zu sein. Gleichwohl ist sie ein Nachzügler. Den Pionier gab 1988 das Centro Pecci Prato, das für sich reklamiert, die erste italienische Institution zu sein, die von Anfang an mit der Absicht gegründet wurde, die künstlerischen Aktivitäten der Gegenwart in allen ihren divergierenden Ausprägungen zu präsentieren, zu sammeln, zu dokumentieren und zu fördern.1 Andere mit ähnlicher Programmatik zogen nach: die Villa Croce in Genua beispielsweise oder das neapolitanische Museo d’arte contemporanea Donna Regina2 und das Mart (Museo di Arte Moderna e contemporanea di Trento e Rovereto).3 Beide setzen auf die (später auch in Rom angewandte) klangvolle Signalwirkung mundgerecht kombinierter Anfangsbuchstaben – was in Neapel zu dem sanft matriarchalisch anmutenden Namen ‚Madre‘4 führt.
Nicht bei allen, zumindest aber zwischen Mart und MAXXI besteht neben der sprachlichen Ebene eine weitere Gemeinsamkeit, und zwar in punkto…