Gelsenkirchen
Alona Rodeh
Interzone
Kunstmuseum 09.11.2024–02.03.2025
von Julia Stellmann
Hinter einer riesigen Elektroschrott-Deponie versinkt die Sonne hinter dem Horizont. Lichter von Lastwagen streifen in der Videoarbeit Core Dump den eigenen aus dem Führerhaus dringenden Blick. In der Ferne sind winzige schwarze Punkte zu erkennen, die sich plötzlich als vielgliedriger Schwarm über den Himmel legen, die Sonne zu verdunkeln scheinen. Die aus dem Nebel steigenden Drohnen kreisen über der Mülldeponie, erinnern an einen Insektenschwarm oder Hitchcocks Vögel, wagen sich erst in der Sicherheit der Dunkelheit aus der Deckung. Die Drohnen sind Teil einer postapokalyptischen Zukunftsvision, die in ihrer Bedrohlichkeit einer gewissen Schönheit nicht entbehrt. Nach der Umbauphase des Kunstmuseums Gelsenkirchen ist Alona Rodeh die erste Künstlerin, welche den neu geschaffenen Raum für Wechselausstellungen im verwinkelten Untergeschoss bespielt. Direktorin Julia Höner hat mit der Neupräsentation der Sammlung Platz geschaffen, der kaum besser als von Rodeh mit einer ortsspezifischen Installation genutzt werden könnte. Die israelische Künstlerin ist bekannt für ihre Arbeiten im öffentlichen Raum, für ihre Beschäftigung mit urbaner Licht- und Sicherheitsarchitektur. Entsprechend formte sie den Museumsraum in einen atmosphärischen Parcours aus Licht und Sound, der selbst die Sitzmöbel mitdenkt. Die schwarzen Wände reflektieren das rote Licht, kreieren inspiriert von William S. Burroughs Buch Naked Lunch als „Inter zone“ eine Atmosphäre nächtlicher Urbanität. Den Abstieg in Rodehs fiktive Wirklichkeit flankieren zwei Videoscreens, welche den Beginn der Ausstellung markieren. Auf den Bildschirmen spielt sich eine ungewöhnliche Choreografie von elektrischen Pollern ab, die sich in unregelmäßigen Abständen auf und nieder bewegen. Welch eigentümliche Schönheit können die Bollards as…