Heinz Schütz
Allora & Calzadilla
»Musik und Gewalt – performative Installationen«
Kunstverein München, 13.6. – 13.7.2008
Haus der Kunst, 14.6. –14. 9.2008
Der Musik eignet eine unmittelbare, Emotionen evozierende Wirkung, wobei jedoch allzu forcierte Unmittelbarkeitspostulate durchaus mit Skepsis zu betrachten sind. Bereits die antike Philosophie brachte die Musik mit der Affektenlehre in Verbindung. – Platon: „Rhythmen und Töne dringen am tiefsten in die Seele und erschüttern sie am gewaltigsten. Sie machen bei richtiger Erziehung den Menschen gut, andernfalls schlecht.” – Insbesondere im Barock werden Affektenlehre und Rhetorik zusammen betrachtet. Die rhetorische Funktion der Musik, ihr Verhältnis zu Krieg, Gewalt und Macht werden in den performativen Installationen von Allora & Calzadilla ironisch und eindringlich vorgeführt.
Der Zeitpunkt für eine derartige Vorführung ist ideal: Während gegenwärtig die Installationen im Münchner Kunstverein und im Haus der Kunst eingerichtet und bespielt werden, tobt eine Fußballschlacht. Sie illustriert wie eine Art Lehrstück aus dem Alltag, die von Allora & Calzadilla künstlerisch und musikalisch verhandelte rhetorische und sozial-aggressive Funktion von Musik/Lärm: Gesänge und Schlachtrufe, Trommeln und Trompeten, Pfiffe und Geschrei dienen der Anfeuerung der eigenen Mannschaft und der Übertönung des Gegners. Mit ähnlichem Lärm wird dann der Sieg gefeiert. Vergleicht man die Massenhysterie, die die Spiele um die Fußballmeisterschaft auslösen, mit der nun durchaus bescheidenen Besucherzahl, die sich in den Kunstverein begibt, dann zeigt sich eine denkwürdige Diskrepanz zwischen dem Willen zur gruppenspezifischen Veräußerung qua Macht-Lärm und der Bereitschaft zur künstlerischen, das heißt hier musikalisch-installativen und durchaus lustvollen Reflexion.
Die Einbeziehung von Musik/Geräuschen und die Verbindung von Installation und Performance…