Allianzen am Bosporus
Ein Gespräch mit Carolyn Christov-Bakargiev zur 14. Istanbul Biennale, die sie für das kommende Jahr kuratiert
von Sabine B. Vogel
2012 hatte die 1957 in New Jersey geborene, US-amerikanisch-italienische Kunsthistorikerin bulgarischer Abstammung die documenta (13) kuratiert. Ihre Leitmotive waren Collapse and Recovery, also Zusammenbruch und Wiederaufbau, die Ausstellungen fanden nicht nur in Kassel sondern auch in Afghanistan, Ägypten und Kanada statt. Zu den Ausstellungen lud sie 187 KünstlerInnen und weitere 108 Teilnehmer zur documenta-Reihe „100 Notizen – 100 Gedanken“ ein. Anschließend war es still geworden um die Kuratorin, die zuletzt unterrichtete. Heuer entschied sie sich, ihre kurtorische Arbeit mit der 14. Istanbul Biennale 2015 wieder aufzunehmen. Ihr poetischer Titel lautet „Saltwater: A Theory of Thought Forms“. Diese Veranstaltung legt sie zwar nicht wie die documenta dezentral an, wird uns aber in mehr als dreißig verschiedene Räume in den asiatischen und europäischen Teilen der Stadt schicken. Wie zur documenta so steht ihr auch jetzt die spanische Kunsthistorikerin und Kuratorin Chus Martinez zur Seite. Was Carolyn Christov-Bakargiev mit dem Titel meint, ob es für Istanbul wieder wie zur documenta ein Team von assoziierten „Agenten“ geben wird und wie viele KünstlerInnen sie zum Bosporus einlädt, erklärt sie in diesem ersten Interview über ihre neue Herausforderung.
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Sabine B. Vogel: Sie unterrichten in den USA als Visiting Professor in „Art Theory and Practice“ und kuratieren eine Ausstellung in der Türkei – wie geht das praktisch?
CAROLYN CHRISTOV-BAKARGIEV: Ich unterrichte an der Northwestern University in Illinois, organisiere dort auch Lesegruppen. Von Donnerstag bis Sonntag reise ich, um…