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Titel: Das neue Bild der Welt · von Florian Rötzer · S. 95 - 102
Titel: Das neue Bild der Welt , 1993

Bernd-Olaf Küppers
Allgemeine Gesetze können die Quelle für Einzigartigkeit sein

Heute scheinen sich die herkömmlichen universitären Disziplinen zu entgrenzen und immer mehr ineinanderzugreifen. Biophysikalische Chemie vereint so beispielsweise schon drei Disziplinen. Was untersucht man denn in der biophysikalischen Chemie? Und würden Sie denn auch sagen, daß die Grenzen zwischen den Disziplinen angesichts der heutigen Fragestellungen immer mehr verschwinden?

In der Tat ist es in den letzten Jahren in den Wissenschaften zu einer erheblichen Entgrenzung und Überlagerung der Disziplinen gekommen. Dies ist eine Beobachtung, die zumindest auf den Bereich der Natur- wissenschaften zutrifft. Aber auch die Geisteswissenschaften scheinen von dieser Entwicklung erfaßt zu werden. Der Trend zur interdisziplinären und transdisziplinären Forschung wurde nicht zuletzt dadurch ausgelöst, daß sich die Wissenschaften, allen voran die Physik, in verstärktem Maße mit den Phänomenen der Komplexität befaßt haben. Nun zählen zu den komplexen Phänomenen insbesondere die Lebenserscheinungen. Daher kommt auch der modernen Biologie, die in Form der biophysikalischen Chemie bereits alle drei naturwissenschaftlichen Grunddisziplinen vereint, in der Annäherung zwischen den Wissenschaften eine Schlüsselrolle zu. Drei große Themenkomplexe stehen dabei im Zentrum der biologischen Grundlagenforschung: die Lebensentstehung, die Mechanismen der Struktur- und Gestaltbildung und die Funktionsweise des Gehirns.

In der Hirnforschung müssen eigentlich alle Disziplinen von der Psychologie bis hin zur Physik integriert werden. Diskutiert wurde ja lange, ob denn etwa der Ansatz der Physik überhaupt in das Phänomen des Lebens hineinreichen könne, ob also zwischen Physik und Biologie eine unüberschreitbare Kluft bestehe. Nun scheint es aber heute so zu sein, daß der Unterschied zwischen belebter und unbelebter…


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