Walter Dahn
»Alles wird gut«
Ein Gespräch von Jens Rönnau anlässlich der Ausstellung in der Kunsthalle zu Kiel (30.1. – 13.3.1994)
Obwohl schon mit der “Mülheimer Freiheit” neue Akzente gesetzt wurden: spätestens mit dem Tod seines Lehrers Joseph Beuys beginnt Walter Dahn neue Sinngehalte abseits vom traditionell geprägten Kunstschaffen für seine Arbeit zu formulieren. Das drückt sich auch in seinem Bekenntnis aus, der Kunst eine weltweit alle Kulturen und Zeiten umfassende gesellschaftlich und ökologisch orientierte Aufgabe beizumessen. Die Sprache, die er hierfür entwickelt, bezeichnet er als “Gesten”, deren Vokabular aus Fotos, Drucken, Filmen, Texten, Fundstücken, gebauten Objekten – im Grunde aus allen verfügbaren Medien bestehen kann. Sie werden arrangiert, aufeinander bezogen, bilden schließlich eine Art Raumcollage, Gesamtbildinstallationen, die zunächst einem längeren Verdichtungsprozeß im Atelier unterliegen.
In der Kieler Kunsthalle ist Dahn für diese Konzeption jetzt erstmals ein umfangreicher musealer Rahmen gegeben worden. Drei große Ausstellungsräume, zwei Studioräume und ein langer Emporengang stehen ihm zur Verfügung. Seinem Konzept entsprechend hat er die Ausstellung selbst eingerichtet.Der Künstler ist zum Ausstellungsmacher geworden.
In den großen Räumen dominieren Fotos, Objektabdrücke und Objekte aus Pflanzen, vor allem geflochtene Kränze, Kronen und Samenkapseln, die vielschichtig auf ein übergeordnetes Thema verweisen: den Kreislauf aller Natur und Dinge, wofür der Kranz auch als Hoffnungsträger steht. Nicht von ungefähr wählt Dahn für den Katalogtitel einen Ausschnitt des Katharinenaltars von Lucas Cranach d.Ä. (1506). Er zeigt einen blumenbekränzten Knaben mit Heiligenschein, der Legende nach ein bekehrter Spötter, der in seiner Ausschnitthaftigkeit durchaus zu einem Bild religiöser Verklärung und Hoffnung geraten kann.
Auf dem Boden sind…