Susanne Boecker
Alles richtig gemacht, diesmal?
Die 9. Istanbul-Biennale – Fotorundgang von Wolfgang Träger
Den Journalisten, die sich zur Präsentation des neuen Herrenparfums “Eau d’Ernest” in der Lounge des Hotels Büyük Londra in Istanbul einfanden, stach ein herber, stark nach Leder und Holz riechender Duft in die Nase, der nicht so recht zum Plüsch des in die Jahre gekommenen Hauses passen wollte. Eine exzentrische Allüre der Modewelt. Allem Anschein nach zum Trotz handelte es sich aber doch nicht um eine Veranstaltung der Kosmetik-Industrie, sondern um ein Kunstprojekt der 9. Istanbul Biennale. Der Bulgare Daniel Bozhkov, Schöpfer des neuen Duftes, ist kein professioneller Parfumeur, sondern Künstler. Und der von ihm kreierte Duft ist mitsamt der ausgeklügelten Werbekampagne (Plakat, TV-Spot, Radio) das wohl ausgefallenste Kunst-Projekt der diesjährigen Biennale. Rund die Hälfte der über 50 Künstler der Ausstellung wurde nach Istanbul eingeladen, um vor Ort Projekte für die “Istanbul” betitelte Veranstaltung zu konzipieren. Daniel Bozkhov stieß auf die Spuren von Ernest Hemingway, der 1922 als Kriegskorrespondent im Hotel Büyük Londra gewohnt hat. Oder mit 80% Wahrscheinlichkeit gewohnt haben soll – so genau ließ sich das dann doch nicht mehr ermitteln. Wie dem auch sei. Fasziniert von der Persönlichkeit des amerikanischen Schriftstellers, den er als “an emblematic person from the time when America smelled good” beschreibt, ließ sich Bozhkov zu dem ebenso abenteuerlichen wie aufwändigen Duft-Unternehmen hinreißen. Sein “Eau d’Ernest” entwickelte er in Kooperation mit der New Yorker Firma Ulrich Lang Fragrances, beim Design des Flacons im Retro-Design (mit einem Jugendbildnis Hemingways), dem Label und den…