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Titel: Ars Electronica · von Florian Rötzer · S. 100 - 103
Titel: Ars Electronica , 1990

Marvin Minsky
Alles ist mechanisierbar

Ein Gespräch mit Florian Rötzer

F.R.: Ihr neues Buch “Mentopolis” ist nicht durchgängig geschrieben, sondern aufgeteilt in viele kleine, in sich abgeschlossene Kapitel, die immer eine Seite lang sind. Man kann es von vorne nach hinten und umgekehrt lesen. Man kann überall wie in einem Rhizom beginnen. Warum?

M.M.: Ich versuchte, das Buch nach derselben Idee wie dessen Inhalt zu gestalten, also daß es verschiedene Gesichtspunkte des Denkens gibt und daß diese aufeinander einwirken. Es gibt kein Zentrum, das alles organisiert. Auf den meisten Seiten entfalte ich eine kleine Theorie. Warum verliebt man sich beispielsweise? Und dann biete ich eine Theorie an. Warum ist es so schwer, seine Gefühle zu verändern? Die Antwort ist, daß vielleicht bestimmte Gefühle mit Gedächtnisstrukturen verbunden sind, die schwer zu beeinflussen sind. Das ist oft ganz einfach, aber viele Leute haben vielleicht nie daran gedacht. Oder warum gibt es in der Sprache Verben? Ich habe auch darüber eine kleine Theorie. Wir haben Verben, weil wir Veränderung beschreiben wollen. Das Buch ist voll von solchen ganz gewöhnlichen Dingen.Ich bin nicht sicher, ob es eine gute Idee gewesen ist, das Buch so aufzubauen. Ich habe festgestellt, daß die Hälfte der Leser das Buch mag, weil es aus vielen kleinen Teilen besteht, aber die andere Hälfte mag es nicht besonders gern, weil sie einen Plot, eine bessere Geschichte, wünschen. Es war ein interessantes Experiment. Die Kinder mögen das Buch vielleicht eher als Wissenschaftler. Das ist komisch.

Die zentrale Idee Ihres Buches ist die Reduzierung aller Handlungen…


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