Bonn
Alles auf einmal
Die Postmoderne, 1967 – 1992
Bundeskunsthalle 29.09.2023 – 28.01.2024
von Helga Meister
Die Bundeskunsthalle Bonn bringt nach zweijähriger Recherche eine Retrospektive zur Postmoderne unter dem Motto „Alles auf einmal“ heraus. Seit dem Amtsantritt der Intendantin Eva Kraus entwickelt sich das Kulturinstitut zu einer Schaltstelle für Gegenwartsfragen. Natürlich lockt das Haus auch weiterhin mit Künstler*innenporträts wie dem der Tänzerin und Sängerin Josephine Baker, aber ein neuer Schwerpunkt sind Gesellschaftsfragen. Zugleich gibt es mit Kolja Reichert einen Kurator für Diskurs, der als Co-Kurator die Schau mitbetreut.
Kraus & Reichert versuchen mit ihrem Team, die Totale zwischen 1967 und 1992 in den Bereichen von Architektur, Design, Kunst und Mode bis zu Literatur, Philosophie, Musik, Tanz und Film in eine Ausstellungshalle zu pressen. Der Ausstellungsarchitekt Nigel Coates, ein Fachmann zur Verschmelzung von Kunst und Intelligenz mit Architektur und Design, startet mit lautstarken Musikvideos in einer Box voller Projektionen. Wem das jeweilige Programm nicht gefällt, kann auf einen roten Stopper drücken und gelangt vielleicht zu David Finchers Video für Madonnas Vogue. Durch eine Eingangsschleuse geht es in die Ausstellung selbst. Wer dort Gaetano Pesces Dicke Mama als knallrotes, feministisches Sofa entdeckt, darf jedoch nicht einfach losrennen, sondern muss sich von einer Kunsthecke leiten lassen. Die schönsten Dinge kommen sowieso zum Schluss.
Manches wirkt lehrerhaft, etwa der Nachbau von Robert Venturis Altenheim mit der altmodischen, funktionslosen Antenne auf dem Dach, die beinahe das Medienzeitalter eingeleitet hätte. Der erste Mensch auf dem Mond war spannender. Auch das schwarzweiße Foto der kleinen Villa von Heinz Bienefeld mit dem Eingangsbogen…