Helga Meister
Alles
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen 6.3. – 26.4.2009
Reinhard Spieler, der neue Direktor des Wilhelm-Hack-Museums in Ludwigshafen, beweist Mut. Er zeigt „Alles“, das heißt, 9236 Werke, die gesamte Depot-Ware. So kompromisslos hat noch niemand seinen Neuanfang begleitet. Das Museumsgut war während der Umbau- und Sanierungsarbeiten in einem zweistöckigen Tresor der Volksbank Kaiserslautern eingelagert. Anstatt es nach der Modernisierung wieder in die hauseigenen Keller zu verfrachten, ließ er es auspacken, aufstellen und aufhängen. Das hätte leicht peinlich werden können. Aber das Gegenteil ist eingetroffen. Das Haus ist über sein einseitiges Image, ein Hort der konkreten Kunst zu sein, längst hinausgewachsen.
Als Ludwigshafen 1979 die Schätze des Kölner Sammlers Wilhelm Hack entgegennahm, sperrte die Museumsleitung aus Dankbarkeit gegenüber dem edlen Spender die eigene, städtische Kunstsammlung aus der Zeit zwischen 1918 und 1979 einfach weg. Erst jetzt, 30 Jahre später, kommt sie ans Tageslicht. Nun, da alles zu sehen ist, kann Ludwigshafen mächtig auftrumpfen.
Spieler hat bestens auf diesen Überraschungs-Coup hingearbeitet. Denn zugleich wurde das Haus für 4,6 Millionen Euro technisch, klima-, heizungs- und lichttechnisch modernisiert: Zudem hat das intelligente Berliner Architekturbüro Kühn Malvezzi aus der etwas muffigen Beton-Atmosphäre der 70er Jahre ein funktionstüchtiges Haus werden lassen. Die Offenheit der architektonischen Grundidee von Hager/Stolz aus Stuttgart ist gewahrt, aber es gibt nun mehr Hängeflächen und neue Ausstellungs- und Vortrags-Zonen, die sich durch neue Materialien voneinander absetzen. Die Fenster sind größer als früher, das Tageslicht lässt sich individuell steuern, das rote Quadrat im Eingangsbereich passt zu den Kostbarkeiten des Suprematismus im Innern. Die Treppenanlage wirkt großzügig…