Allein im Sprachraum
Eva S.-Sturm: Im Engpaß der Worte
Startpunkt ist das Museum. Eva Sturms Untersuchung über die Funktion von Sprache im Kunstbetrieb beginnt bei den Institutionen, die Kunst erklären sollen. Diese Erläuterungen jedoch zu verstehen, so meint die österreichische Kunstwissenschaftlerin, ist nicht jedem möglich. Auch den Beitrag der Museen gilt es erst einmal zu dechiffrieren, denn viele Texte und Reden über zeitgenössische Kunst sind “Wichtigkeitsdiskurse”. Je bedeutender und schwieriger ein Thema erscheint, so argumentiert Sturm mit Pierre Bourdieu, desto mehr Bedeutung strahlt auf den Sprecher oder Schreiber zurück. Solche Kompetenzwettbewerbe festigen die “feinen Unterschiede” im Kunstbetrieb und erschweren, was sie ermöglichen sollen: das Verstehen künstlerischer Arbeit über den Austausch von Worten. Sprechen über Kunst, so scheint es, ist eine “unmögliche Tätigkeit”.
Dennoch erkennt Sturm im Stammeln angesichts der Kunst auch Potential. Zu Wort kommen Museumsdirektoren, Kunstführerinnen, Künstler und vor allem Rezipienten mit oder ohne Vorbildung, die das, was sie sehen, sprechend zu begreifen versuchen. Das sind die interessantesten Stellen. In diesen Gesprächen zeigt sich deutlich, daß das Subjekt während des Sprechens einen Wandel durchlebt: Die Haltung zum Kunstwerk – und zur Welt – ist danach nicht mehr dieselbe wie zuvor. Damit ist Sturm bei Jacques Lacan. Im zweiten Teil des Buchs untersucht sie, was ohne das Wissen der Sprechenden zwischen ihren Worten erscheint: Mangel, Begehren und die künstlerische Arbeit als Spiegel, vor dem sich das Ich ausprobiert. Mit den Details der psychoanalytischen Kapitel, die das Subjekt als autonomen Sprecher verabschieden, entfernt sich Sturm allerdings weit von ihrem Ausgangspunkt, der Kritik an der…