Heinz-Norbert Jocks
Allein im leeren Haus, da draussen in der Banlieu
oder
Mit der Verkachelung des Innenhauses setzte die Genesung ein
Ein Gespräch mit Jean-Pierre Raynaud
Werner Spies in der FAZ vom 8.Oktober 1988 über “Die verkachelte Welt” des Jean-Pierre Raynaud schrieb, so sprach er darin von einer “Absage an die Gesellschaft, die zwischen der Suche nach Wesensschau und der Gewissheit schwankt, den Reichtum der Erscheinungswelt in sich selbst auffinden zu können”, sowie vom “Ekel vor dem, was von außen eindringt”. Ehe sich der französische Künstler in sein Kachelhaus auf der Allée des Robichons, Nummer 25 in der Banlieu von Paris vergrub, hatte er es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die ihn bei seinem Leben in diesem Haus observieren durfte. Die aus weißen Kacheln gebauten Räume, in einer leicht abschüssigen Straße in der Nähe eines kleinen Bahnhofvorplatzes gelegen, konnten keine Patina ansetzen. Erinnerungsfrei wirkten sie so neutral wie ein Schwimmbad. Zwanzig Jahre hat er an diesem Haus gebaut, um sich darin einzuschließen. Wer es zuvor betreten durfte, dem offenbarte sich ein bis ins letzte Detail stilisierter Lebensentwurf, geprägt durch eine unfassbare Reduktion. Fast nichts Dekoratives. Werner Spies beschrieb Raynaud als einen Mann, von dem etwas “Sanft-Unheimliches” ausging, bei dem “tiefe Verletzungen, eine Blockade dem Leben gegenüber” zu spüren seien. Nach einer Gärtnerlehre zum Wehrdienst eingezogen, kehrte er danach in ein Haus zurück, in dem drei Frauen das Regiment hatten. Von der Mutter gefüttert, verließ er ein Jahr lang das Bett nicht. Nur aufstehend, um sich zu waschen, sinnierte er vor sich hin. Nach dieser…