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Ausstellungen: München · von Michael Hauffen · S. 411 - 412
Ausstellungen: München , 1998

Michael Hauffen
Allan Sekula

»Dismal Science«
Photo Works 1972-1997

Kunstverein München, 4.2. – 29.3.1998

Dokumentarische Fotografie läßt sich nicht unabhängig von Wissen und Intention des fotografierenden Subjekts verstehen. Vor allem angesichts einer Wirklichkeit, die mehr und mehr dazu neigt, in der Form bewußt täuschender Fassaden aufzutreten, hängt der Informationsgehalt des Dokuments vom Grad kritischer Reflexion ab, mit dem es ausgewählt wird. In der Concept Art wurde dieser Zusammenhang von Bild und Theorie beispielhaft selbstbewußt formuliert und schließlich um die Thematik der semiotischen und institutionellen Kontexte erweitert.

Allan Sekula hat von Anfang an versucht, hinter die Fassaden zu blicken. In einer frühen Serie von 25 Fotos geht es um die Darstellung von Arbeitern eines kalifornischen Raumfahrtkonzerns. Den herrschenden Klischees von deren Existenz sollten Bilder kollektiver Bewegung entgegengesetzt werden. Es gelang ihm durch Aufnahmen, die die Menschen beim Verlassen ihrer Arbeitsstätte durch das einzige Fabriktor zeigen, und er betonte diese Dynamik noch durch die Präsentation der Serie in einer fortlaufenden Diaprojektion.

Ähnlich zurückhaltend in bezug auf spektakuläre Effekte gibt sich auch die Dokumentation eines anderen Schauplatzes: des elterlichen Hauses, in dem der Künstler aufgewachsen ist. Man sieht Bilder vom Gebäude und aus dem Alltag dieser Mittelstandsfamilie und erfährt etwas über die räumliche, soziale und ökonomische Umwelt, wobei erklärende Legenden, kurze Sätze, die neben den Fotos gleichwertig behandelt werden, eine zwischen Erläuterung und Vertiefung balancierende Rolle spielen.

Der erste Eindruck von den frühen Arbeiten des damals gerade 22jährigen trügt nicht: die Vorgehensweise Sekulas ist gekennzeichnet durch einen entschiedenen Verzicht auf jede Form von demonstrativem Anarchismus. Aber auch in diesem…



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