Johannes Meinhardt
Allan McCollum: Surrogates
Kunstausstellungen Gutenbergstr. 62a, Stuttgart, 8.2.-22.3.1986
Mit der Ausstellung »Allan McCollum: Surrogates« eröffnet der Verein »Kunstausstellungen Gutenbergstr. 62 a« sein neues Programm; denn zu Beginn dieses Jahres hat sich der Verein neu formiert und alle institutionellen und personellen Verbindungen mit dem »Künstlerhaus Reuchlinstr. 4 B e.V.« gelöst.
Allan McCollum, der zuerst in Kalifornien gearbeitet hat, lebt seit 19/5 in New York; er zeigte auch in Europa schon mehrere Einzelausstellungen, so 1980 bei Yvon Lambert, Paris, 1981 in Genf, 1982 in Lausanne, und 1985 bei der Lisson Gallery, London: es handelt sich also um eine deutsche Erstausstellung.
Die Arbeit von McCollum steht in einer eigenartigen und mehrdeutigen Spannung von konzeptuellen, kritischen, und malerischen Zusammenhängen. Seine Ausstellung besteht aus 600 ‘falschen Bildern’, Gipsimitationen von Gemälden in zwanzig verschiedenen, relativ kleinen Formaten, die wie gerahmte Zeichnungen oder Drucke organisiert sind: in der Mitte ein ‘Bild’, ein mit einer intensiven schwarzen Emailfarbe gemaltes Rechteck, umgeben von einem weißen Rand (das Weiß des Gipses), und eingefaßt von einem braunen oder beigen Rahmen, der wieder auf den Gips gemalt ist. Die 600 ‘Surrogates’, also dreißig Sets von jeweils zwanzig Formaten, werden ungeordnet, möglichst dicht, auf alle verfügbaren Wände gehängt. Der Eindruck, den der Betrachter gewinnt, wird aber genauso stark wie von dem abstrakten Zeichencharakter der Surrogate von der dichten, intensiven, und raumumfassenden Präsenz des Emailschwarz geprägt: eine bedrohliche, die Beliebigkeit und Auswechselbarkeit der Surrogate zu Angst destillierende Qualität der bloß negierenden, weil jede farbliche oder flächige Differenzierung vernichtenden Intensität des gemalten Schwarz: eine Wirkung, die…