Renate Puvogel
Allan McCollum – Natural Copies
Allan McCollum/Laurie Simmons – Actual Photos
Sprengel Museum Hannover, 10.12.1995 – 4.2.1996
Ausgerechnet die eine einzige kleine quadratische Arbeit “Untitled”, Acryl in gebrochenem Weiß auf Holz, legte im Jahre 1977 den Keim für die massenhaften “Surrogates”, denen sich Allan McCollum nun seit fast 20 Jahren widmet. Diese Serien von ‘Ersatz-Stücken’ übernehmen mit der Menge identischer oder ähnlicher Produkte die Rolle des traditionellen Kunstwerks und hinterfragen Status und Funktion des künstlerischen Werkes innerhalb des institutionellen Umfeldes und des gesellschaftlichen Rahmens. Mit den “Surrogate Paintings” und “Plaster Surrogates”, entstanden zwischen 1978 und 1982, mit den “Perpetual Photos” (1982/85), den “Perfect Vehicles” (seit 1985) und den “Individual Works” (1987-89) schafft McCollum Bildmetaphern, die das Einzelkunstwerk auch ins Verhältnis zur industriellen Massenproduktion setzen. Den Anstoß, in der künstlerischen Praxis die Methode, mit “Surrogates” zu arbeiten, anzuwenden, gab McCollums Verbitterung darüber, in welchem Maße der gesamte Kulturbetrieb des demokratischen, industrialisierten Westens entstellt ist, sich dem Markt unterwirft und damit seiner ursprünglichen Aufgaben und seines Anspruchs entzieht. Damit bei seiner eigenen Massenfabrikation der moralische Wertmaßstab als Idee und Praxis nicht auseinanderfällt, hat der Künstler seit Mitte der 80er Jahre auch seine Werkstatt zur Herstellung seiner Artefakte einem der Industrie verwandten Betrieb angeglichen; in ihm werden beispielsweise Arbeitszeit und -vergütung, Absicherung der Arbeitskräfte ordnungsgemäß geregelt. “Neben Theorie, Philosophie und Ästhetik mußte ich mich auch mit rechtlichen und ethischen Problemen auseinandersetzen, …, wie jeder andere kleinere Geschäftsmann auch.”1
Seine drei in den 90er Jahren entstandenen und nun zum ersten Mal in Europa gezeigten Werkgruppen…