Dieter Daniels
Allan Kaprow
Museum am Ostwall, Dortmund,
24.8.-5.10.1986
In Dortmund sind Arbeiten Kaprows von 1956 bis 1986 zu sehen. Darf man deshalb, dem bekannten Namen entsprechend, eine umfangreiche historische Schau mit einem kompletten Werk-Katalog erwarten? Wohl kaum, dafür ist Kaprow noch zu lebendig und weiß eine solche für sein Werk unadaequate, ja unmögliche Mumifizierung zu verhindern. »Da von 30 Jahren Arbeit fast keine greifbaren Werke übriggeblieben sind, wollte ich meine Vergangenheit neu erfinden.« (Kunst, die keine Kunst sein kann, Allan Kaprow, Kat. Dortmund 1986, S. 23) Was für andere Künstler einer Bankrott-Erklärung gleichkäme, steht bei Kaprow gerade für Kontinuität. Nachdem er sich seinen Namen in der Kunstgeschichte als »Erfinder des Happenings« (irgend jemand muß es ja erfunden haben …) schon vor etlichen Jahren gesichert hat, ist er nicht dem allgemeinen Trend folgend, zu materiell und materialgefestigteren Kunstformen zurückgekehrt, – so wie z. B. sein früherer Weggefährte Vostell, der jetzt wieder die Malerei pflegt. Dies zeugt von Konsequenz, um so mehr, als er im Unterschied zu den meisten Happening und Fluxus-Künstlern eine fundierte akademische Ausbildung hinter sich gebracht hat: seit 1947 Studium der Malerei bei Hans Hofmann und 1949-50 M. A. in Philosophie. Beides wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt, Kaprow ist immer zugleich Künstler und Theoretiker gewesen. Sein Weg von der Malerei zum Happening vollzieht sich dabei (zumindest in der Rückschau) überraschend geradlinig, begleitet von theoretischer Reflektion. Sein Text »The Legacy of Jackson Pollock« (Art News, Oct. 1958) nimmt in Form einer Analyse der Hinterlassenschaft des großen Malers manche künstlerischen Umsetzungen…