Wiesbaden
Alison Knowles
Retrospektive
Museum Wiesbaden 20.09.2024–26.01.2025
von Isa Bickmann
„Hören Sie zu, als ob Sie es noch nie gehört hätten; sehen Sie es an, als ob Sie es noch nie gesehen hätten.“ Alison Knowles Werke fordern auf, sich auf das Einfache, das Alltägliche, das Sensorische zu konzentrieren. Sie aktiviert Alltagsgegenstände, die – naheliegend – aus dem Haushalt stammen, fertigt aus geformter Pulpe und getrockneten Bohnen Musikinstrumente oder setzt mittels verschiedener Druckverfahren wie der Cyanotypie Spuren, so dass diese wie eine Partitur gelesen werden können. Im Museum Wiesbaden, wo die Künstlerin vor 62 Jahren als Fluxus-Gründungsmitglied auftrat, bieten nun etwa einhundert Exponate Einblick in das Schaffen der inzwischen 91-Jährigen.
Eigentlich beabsichtigt Knowles, Malerin zu werden, als sie Mitte der 1950er Jahre bei Richard Lindner und Adolph Gottlieb am New Yorker Pratt Institute studiert. Vor der Bauhausstrenge des Joseph Albers an der Syracuse University flieht sie in experimentelle Künstler*innenkreise. Sie lernt den späteren Ehemann Dick Higgins kennen, der ihr aus John Cages Kompositionsklasse Inhalte vermittelt, was ihr geholfen habe, „den reißenden Fängen des Abstrakten Expressionismus zu entkommen“. Sie beginnt, Cage folgend, den Zufall ihre Werke bestimmen zu lassen und würfelt die Farben. Das frühe Öl / Siebdruck-Werk Taxis and Busses (1959 – 60) aus der Stuttgarter Staatsgalerie verweist über Inhalte und Techniken auf die Pop-Art. Fast alle anderen Gemälde jener Zeit hat sie verbrannt. Als einzige Frau nimmt sie 1962 in Wiesbaden an den „Fluxus Internationalen Festspielen Neuester Musik“ teil, als „Frau von Dick Higgins“, dann etwas später während der Fluxus-Tournee in London mit eigener…