aLifveForms (umsorgt von JP Raether)
Der Autor und sein Double: Einladung zum „Ego-Tod“
Ein Gespräch von Heinz Schütz
Im Rekurs auf digitale Technologien, neurowissenschaftliche Theorien, lebenswissenschaftliche Einsichten und der Psychedelik als Vehikel betreibt J.P Raether die Unterminierung des Subjekts und der individuellen Einzigartigkeit und damit auch der „Ingredenzien“ des tradierten Autor*innenverständnisses. Auf die von der kapitalistischen Moderne entzauberte Welt setzt er mit seinen ritualisierten Auftritten den Gegenzauber: Sesam öffne dich, ich will hinaus. Ob das Zauberwort wirkt? Wo ist draußen und wo drinnen?
Heinz Schütz: In Ihren Ortsbegehungen und Aktionen treten Sie sozusagen als J.P. Raether zurück und agieren als Transformella, Protektorama oder auch als Schwarmwesen. Wer spricht? Was bedeutet für Sie Autor*innenschaft?
JP Raether: Meine Autor*innenschaft ist für mich ein zentraler Ausgangspunkt, wirft sie doch ganz konkret die Frage auf, wie wir als Subjekt und Individuum in dieser Gesellschaft konstruiert und anschließend gelesen werden. Welche materielle Folgen hat sie und wie kettet sie uns an dieses konstruierte Subjekt, ein Subjekt das Artefakte herstellt, die wir dann Kunst nennen. Ich arbeite daran, die gängigen Formate von authentischer, eindeutiger und ökonomisch effizienter Autor*innenschaft und Subjektivierung zu korrodieren, also von innen heraus durchlässig zu machen. Dazu habe ich ein Modell von Autor*innenschaft entwickelt, das ich als wuchernd, ornamental, prozessual und instabil bezeichnen würde. In diesem Modell bin „ich“ nicht alleine künstlerischer Autor, sondern Träger von Derivativen, also Ableitungen meines Selbst. Anders gesagt, würde ich von einer gestörten und sozusagen verschobenen, psychedelischen Autor*innenschaft sprechen, die von Behauptungen und Verdrehungen geprägt ist. Ich gehe darin…
