Duisburg
Alicja Kwade
In Agnosie
Lehmbruck Museum 23.09.2023 – 25.02.2024
von Laura Dresch
Die Ausstellung ist ein Spiel. Ein Spiel mit unserer Wahrnehmung. Am Lehmbruck Museum angekommen entdeckt man schon im Skulpturenhof die erste Arbeit von Alicja Kwade, eine zeitgenössische Version des Turms von Babel. Vor der gläsernen Museumshalle ragt der Stuhlturm L’ordre des mondes (Totem) in den Himmel und lädt regelrecht zum Erklimmen ein, vorbei an kugelförmigen Steinen, die als Sphären im Miniaturformat mit den schlichten Stühlen verschmolzen sind. Möglich wäre es, doch sollten wir uns dieser Allmachtsfantasie hingeben und uns den obersten Planeten aneignen und auf ihm Platz nehmen?
Nach diesem aufsteigenden Einstieg lädt ein Rundgang ins Gebäude ein und erst hier fällt bei einem Blick durch die Scheiben auf: Dort draußen befindet sich eine weitere Arbeit. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Stuhlturm stehen zwei Nissan Micra, ein Linkslenker und ein Rechtslenker. Bei dem englischen Auto wurde als spiegelverkehrtem Doppelgänger jedes Detail nachgebaut, jeder Kratzer nachgezogen und auch die große verrostete Beule neben dem vorderen Scheinwerfer aufwendig reproduziert. Nissan (Parallelwelt 1 + 2) fragt nach dem Unterschied zwischen Original und Kopie. Eine bekannte Arbeit, die noch dazu direkt vor der Soloausstellung der Künstlerin steht. Sie könnte als Werk identifiziert werden. Wurde sie aber nicht und man fühlt sich ertappt. Ständig scannen wir unsere Umgebung auf der Suche nach visuellen Höhepunkten und obwohl längst alle Grenzen der Materialien der Kunst aufgelöst sind, konnten die Autos in ihrem natürlichen Habitat, einer Parksituation unter freiem Himmel, unter dem (Kunst-)Radar bleiben. Und so scheint sich der Ausstellungstitel…