Neuss
Alicja Kwade
Kausalkonsequenz
Langen Foundation 07.09.2020–18.04.2021
von Renate Puvogel
Alicja Kwade bestätigt die Architektur von Tadao Ando, indem sie die gesamte Museumsanlage kongenial bespielt, und umgekehrt feiert der Bau des Japaners die Künstlerin. Diese elementare, sich wechselseitig steigernde Einfachheit erlebt der Besucher durchgängig auf dem organisch angelegten Rundweg. Die sichtbare Gelassenheit schließt Spannungen der gedanklichen Konstruktionen keineswegs aus, wie man beim Heranschreiten angesichts der labilen Installation „MatterMotion“ erfährt. Über dem flachen, japanisch anmutenden See balancieren und schweben massive Steine, gehalten von einem schwarzen Edelstahlgestell. Das Gestänge seinerseits sendet ein Echo an die weißen Metallträger der Glashalle. So klingen hier bereits zentrale Themen an, wie die Bedeutung von Materialien, das Verhältnis zwischen Natur und Kultur, Leichtigkeit und Schwere, Leere und Masse. Die Bedeutung von Zeit zwischen Augenblick und Dauer gesellt sich mit dem folgenden Uhrzeiger-Bild „Ein Jahr“ sogleich hinzu. Und dann weisen fünf rätselhafte Kugeln den Weg. Die Vollkommenheit ihrer Form ist aufgebrochen, sie zeigen ihre unterschiedlichen Material-Eigenschaften her und aus ihren verletzten Zonen sprießt etwas unbekannt Neues, so, als verwandelten sie sich. Der Titel „TransForm“ verrät allerdings nicht, dass sie dabei auch mit ihren Nachbarn kommunizieren. Diese Art von Annäherung oder Abgrenzung im Neben- und Miteinander der Objekte erkennt der Betrachter und er begegnet nicht nur der Kugel, sondern auch den Materialien Stein, Holz, Metall und Beton immer wieder in verschiedenen Zuständen und Kombinationen.
Kwade befragt die gegebenen Materialien, indem sie sie durch künstlerische Eingriffe verändert, verletzt, spiegelt, verfremdet, verdoppelt oder umkehrt. Dadurch sind die Skulpturen in sich vollendet, und zwar nicht obwohl…