Friedemann Malsch
Alice Stepanek/Steven Maslin
»Neue Bilder«
Galerie Torch-Onrust, 14.11.-23.12.1989
Am Eingang zur Galerie hängt ein kleines hochformatiges Gemälde auf Leinwand mit einem Landschafts- Motiv. Links sieht man eine hohe dichte Hecke mit Pappeln dahinter, an der entlang diagonal ein Weg in die Bildmitte läuft und dessen andere Seite von einem in voller Reife stehenden Kornfeld begrenzt wird. Die Wahl des Ausschnitts, die zunächst zufällig wirkt, ist an der Malerei des deutschen Biedermeier orientiert, die noch in den marginalsten Motiven und Ausschnitten mit Emphase Heimat und Natur zu verklären verstand. Auch die lichtvolle Malweise, die in ihrer trockenen Materialität besondere haptische Effekte erzielt, steht im Dienst dieser auratischen Wirkung, die durch ein motivisches Detail eigenwillig verstärkt wird: Auf dem Kornfeld, von den Ähren gehalten, liegt rücklings ein junges Mädchen mit langem Haar in weißem, hochgeschlossenem und preziös besticktem Kleid. Titel der Arbeit: “Das tägliche Brot”.
Die neuen Bilder von Alice Stepanek und Steven Maslin, die seit 1983 zusammen leben und zusammen arbeiten, setzen die von ihnen selbst so genannte “Sehnsuche” nach dem als verloren bekannten Ideal mit unverminderter Intensität fort. Zwar sind die Töne heute leiser, subtiler, weniger exzentrisch und ohne dramatischen Überhang, doch dies führt zu einer enorm gesteigerten Delikatesse der Malerei selbst. Nach den Ausflügen in die traditionelle Malerei arkadischer und romantischer Landschaften und später in allegorische Bereiche nach dem Vorbild des Symbolismus mit starker Verwandtschaft zum Surrealismus präsentiert sich der jüngste Zyklus von 1989 abgeklärter, abstrakter und zugleich reichhaltiger im Wechselspiel von malerischer Praxis und konzeptueller Intention.
Die Ausstellung teilt sich in…