Gabi Czöppan
Alice Stepanek & Steven Maslin
‘W.I.R.’ Bilder Sommer
Galerie Six Friedrich, 7.7.-30.7.1988
Der welterschütternde “Donner” früherer Werke voll düsterner Naturdramatik, den Alice Stepanek und Steven Maslin noch 1985 in ihrer ersten Ausstellung bei Six Friedrich (THUNDER IN OUR HEART) vorführten, hat sich in ihrem neuen Bilderzyklus ‘W.I.R.’ (ein Wortspiel, das hier sowohl für die Zusammenarbeit der Künstler als auch für die dargestellten “Wonder in Reality” steht) zu geistreich formulierten Statements über die Scheinheiligkeit der Idylle gewandelt. In zwölf Miniaturtäfelchen, die montiert auf überstehenden Holzuntergründen, ihrer formal biedermeierlichen Gediegenheit spotten, versprengen sie das Ideal romantischer Sehnsucht nach Vollkommenheit in postkarten-gleichen, minutiös gemalten Ansichtsbildern.
Vor panoramahafter Weiträumigkeit unter hohem Himmel, fernem Horizont über schluchtigen Hügeln, feinteiligen Waldeslichtungen, auf blühender Sommerwiese und leuchtendem Kornfeld lassen sie kleine, bedeutungsvolle Merkwürdigkeiten erwachsen, deren Befremdlichkeit sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Zwischen schmalen Birkenstämmen stürzt aus einem Wölkchen eine Gestalt vom Himmel herab auf einen Mann, der, auf der Lichtung stehend, verloren nach oben blickt. Zwischen den Pusteblumen der blühenden Sommerwiese verirrt sich vor weidender Schafherde ein Totenschädel; ein Rappe flüchtet vor einer Lichtspiegelung zwischen zwei Pinien; über einer im gelben Dunst versinkenden Stadt paaren sich zwei Störche auf einem Wolkenstück; darüber formen sich zwei Gewitterwolken zum Fischepaar. Nicht erfaßte Erscheinungsformen begehren in ihrer Fantastik fast unmerklich auf.
Stets sind es Landschaften oder Kompositionen, für die die Landschaft ein wichtiger Bestandteil ist, die an Vorbilder aus allen Epochen denken lassen. Zwischen Stil und Natur offenbaren sie eine subjektive Manier, die an Brueghels doppeldeutige Darstellungen ebenso denken…