Pulheim-Stommeln
Alfredo Jaar
Lament of the Images
Synagoge Stommeln 20.09.– 30.11.2019
von Uta M. Reindl
In gesellschaftspolitischen instabilen Zeiten – wie aktuell kaum zu übersehen – gedeiht die politische Kunst. Der Chilene Alfredo Jaar gehört zu den Pionieren der Gegenwartskunst in diesem Metier und er bezieht in seine Kritik stets die mit Bilderflut operierenden Vermittler zwischen Politrealität und Öffentlichkeit mit ein: auch sich selbst als bildproduzierenden Künstler. Für die kritischen Hinterfragungen bedient sich der 1956 in Santiago de Chile geborene Künstler meist einer abstrakten Bildsprache. So auch bei seinem Auftritt in der Synagoge Stommeln.
An dem historisch fraglos bedeutungsvollen Ort verkündet Jaar mit dem Werktitel „Lament of the Images“, eine Klage der Bilder. Der Betrachter erfährt diese angesichts einer minimalistischen, im ersten Moment kryptisch anmutenden Installation: Sie besteht aus einem quadratischen Aluminiumkasten, dessen unterer Teil auf einer tischähnlichen Konstruktion ruht. Gleißendes Licht strahlt aus der opaken Glasplatte im Kasten hervor, dass in dem meist gedämpft beleuchteten Synagogenraum bei längerer Betrachtung zu blenden beginnt. Der obere Teil der Installation erwidert das schrille Licht und senkt sich im Loop von 8 Minuten von der Decke auf den unteren hinab, verharrt dort einen Moment, um aus einem Spalt zwischen beiden Objektelementen einen intensiven Lichtstrahl in den Raum fluten zu lassen.
Die Arbeit ist eine der zahlreichen Versionen Alfredo Jaars mit demselben Titel. Es gab sie 2002 auf der Documenta 11 in Kassel und später im Jahr in der Tate Modern in London zu sehen. Der Titel bezieht sich auf das ebenso betitelte Gedicht des nigerianischen Schriftstellers Ben Okri,…