Alfons Hug
Politische Lesart möglich
Sabine B. Vogel: Im Lateinamerikanischen Länderbeitrag ist heuer keine Malerei, Fotografie oder Videokunst zu sehen. Es sind Stimmen zu hören – warum haben Sie sich für dieses radikale Konzept entschieden?
Alfons Hug: Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Das Budget für den Pavillon ist über die Jahre immer geringer geworden und wir haben die Knappheit als Herausforderung angenommen. Dieser Raum mit dem alten Gebälk, der die Aura einer Ruine hat, ist perfekt geeignet für den Klang der Stimmen – es ist ja der älteste Pavillon überhaupt im Arsenale.
Was war dieser Raum früher?
Er war eine Werft und gleichzeitig die älteste Fabrik Europas, vielleicht sogar der Welt – ein ikonischer Ort! Er stammt aus dem Mittelalter, hier wurde das Fließband erfunden. Die Venezianer mussten ja möglichst schnell Schiffe bauen im Kampf mit den Türken. Dante hat schon im 14. Jahrhundert das Arsenale in der „Göttlichen Komödie“ beschrieben, im 19. Gesang der „Hölle“, wo er über das siedende Pech spricht, mit dem die Schiffe abgedichtet wurden. Es ist der einzige Raum im Arsenale, der noch nicht restauriert ist.
Zeigen Sie gerne in diesem Ort Kunst?
Die karge Situation ist ja immer auch eine Chance. Kann es sein, dass aus materieller Not ein ästhetisches Zeichen entsteht? Die Kunst ist ja eigentlich unbestechlich, zumindest ihre Ästhetik. Und manchmal ist es von Vorteil, weniger Geld zu haben. Das kann man gerade in Venedig gut beobachten, wo immer wieder große Materialschlachten stattfinden, aber die Kunst dadurch nicht unbedingt besser wird.
Hier im Raum stehen siebzehn Lautsprecher…