Dirk Schwarze
Alf Schuler
»Wand- und Bodenstücke«
Kasseler Kunstverein, 24.10. – 25.11.90
Die Räume des Kasseler Kunstvereins sind nicht ideal. Doch gerade die Schwierigkeiten, die sie bereiten, fordern manchen ausstellenden Künstler so stark heraus, daß schließlich die Konstellation faszinierend wirkt. Dem Kölner Bildhauer Alf Schuler ist eine solche Umkehrung gelungen. In der Ausstellung, mit der er sich ein Jahr nach seiner Berufung als Professor an die Gesamthochschule Kassel vorstellt, führt er die Besucher ein wenig in die Irre: Im großen Saal hat Schuler zwei seiner transparenten bodenstücke aufgebaut, die sich in Kniehöhe wie schwebende Raumzeichnungen entwickeln. Leicht kann man über sie hinweg in die Weite blicken. Geht man jedoch den anderen Weg, in die kleineren Räume, dann prallt man förmlich im letzten (und äußerst schmalen) auf eine massive Wandarbeit – ein riesiges schwarzes Tuch, das durch ein Stahlrohr gespannt und in Form gebracht wird und im oberen Teil nach vorne abweisend in den Raum kippt. Hier fühlt man sich beengt; auch findet man kaum einen Punkt, an dem man sicher ist, das ganze Stück im Blick zu haben.
Dieses Arbeiten gegen die Vorgaben der Architektur führt direkt in das Zentrum von Schulers Schaffen. Der Bildhauer fühlt sich unter Spannung gesetzt, aber in seinen Arbeiten kann er diese Spannung nicht freisetzen und loswerden, sondern muß sie bildnerisch umsetzen. So wie er zwischen der dichten, sich fast schon zum Bild oder Relief auswachsenden Wandarbeit und dem grafischen, durchsichtigen Bodenstück wechselt, so sucht er immer wieder Grenzsituationen, in denen etwas auf der Balance steht, in denen…