Alexander Sokolov:
Konkrete Fusion
Welche Rolle spielt der Künstler in der Gesellschaft: die eines Event-Meisters … oder eines Vorbildes für den flexiblen Menschen?” fragt der Künstler Alexander Sokolov. Wenn die “Wirtschaftsverbände in allen westlichen Ländern” in zunehmendem Maße Kunst als “Ideenlabor” begreifen, wie Ei-cke Gebhard meint, dann haben “die traditionellen Oppositionen wie ,Kunst versus Kommerz’ und ,Kunst versus Leben’ ihre Relevanz verloren”, sie sind “durch andere Vorstellungen ersetzt worden…, wie z.B. ,der Künstler als Manager’ und vice versa, ,Kunst als vita peracta’, die ihre Manifestationen in Reduktionen finden wie ,Kunst als Erfolgsstrategie’ oder ,Kunst als Art-Management'”1.
Kommunizieren Kunst und Wirtschaft “als Marktsubjekte” miteinander, geschieht dies jedoch in einer geldlichen Schieflage: was Unternehmen für Kunstankäufe oder an Künstlerhonoraren überweisen, ist nur ein Bruchteil ihrer Werbeetats. Der Mehrwert, den eine in Auftrag gegebene Skulptur letztlich erzielt, ist ungleich größer. Sokolov will daher die tradierte Rollenaufteilung Auftraggeber-Auftragnehmer bzw. Produzent-Käufer durchbrechen – durch eine “Verschiebung vom Schöpfer zum Manager” und damit “einer Vermarktung des Künstlers statt Vermarktung des Kunstwerks”.
Mit Ausstellungsprojekten wie “Sozialmaschine Geld” (Linz 1999/2000) und “Geld: das fünfte Element” (Düsseldorf 2000), aber auch mit Galerien, Tageszeitungen, Banken und Internet-Providern strebt Sokolov eine “konkrete Fusion für einen Monat” an, um damit “mögliche positive Wechselwirkungen, wie sie innerhalb einer rein wirtschaftlichen Fusion, d.h. von Unternehmen erwartet werden … zu untersuchen und voranzutreiben”. Praktisch sähe das z.B. so aus, indem er einen Monat lang eine redaktionelle Beilage für eine Tageszeitung produziert.
Innerhalb seines künstlerisch-ästhetischen Konstrukts steht dem “äußeren Raum”, etwa der Redaktion einer solchen Beilage oder der Gestaltung einer Web-Site,…