Matthias Reichelt
Alexander Braun: WienerWalden
»Eine transatlantische Kulturgeschichte«
Kunstmuseum Bonn, 18.11.2010 – 23.1.2011
Alexander Braun kreist in seinem neuesten Werk um eine Verortung des Ichs im Rahmen von Welt und Natur. Es ist eine selbstreflexive Suche, bei der Braun sowohl kulturphilosophische wie auch kulturhistorische Positionen als Referenzen integriert. Anlässlich des ihm 2009 zugesprochenen Bonner Kunstpreises, der die Realisierung einer neuen Arbeit anregt und fördert, zeigt nun das Kunstmuseum Bonn das Ergebnis in einer Einzelausstellung. Braun hat dafür das Projekt „WienerWalden“ entwickelt und sich darin mit dem Wienerwald einerseits und dem vom amerikanischen Transzendentalismus beeinflussten Werk „Walden“ von Henry David Thoreau beschäftigt. Dieses transkontinentale Projekt, das das „alte”, dicht besiedelte geschichtsträchtige Europa und dessen kulturgeschichtliches Reservoir mit der berühmten kritischen Selbstreflexion der amerikanischen Naturphilosophie in der „Neuen Welt“ verbindet, basiert auf Reisen Brauns, die ihm durch den verliehenen Preis ermöglicht wurden. Die konzeptuelle Ausstellung verbindet Malerei, Fotografie, Video, skulpturale Objekte und historische Vintage-Fotografien aus dem Archiv des Künstlers.
Auf den Gemälden von Alexander Braun in unterschiedlichen Formaten sind Baumgeäst und -kronen mit Tusche auf Holz gemalt. Die im Duktus asiatischer Kalligraphie gehaltene Malerei verbindet sich mit der Maserung des nur dünn grundierten Holzes zu stimmungsvollen Naturgemälden. Der zartblaue und manchmal auch zartgrüne Untergrund gibt ihnen einen Hauch von Entrücktheit. In einigen der Bilder tauchen philosophische Begriffe oder auch Fragmente aus Gedichten Walt Whitmans auf, mitunter auch Worte, die die Anmutung des Gemalten konterkarieren und in Diskurse überführen. Im Sinne Thoreaus sind Naturbeobachtungen, das eigene Befinden und zivilisationskritische Gedanken mit einander verwoben. Zentrale Begriffe seines…