Matthias Reichelt
Alexander Braun: Retablo-Projekt
»Stelldichein mit dem Tod«
Kunsthalle Bielefeld, Studiengalerie, 13.6. – 9.9.2007
Seit vielen Jahren ist der Tod in Alexander Brauns künstlerischen Arbeiten anwesend. Beeindruckt von der mexikanischen Tradition im Umgang mit dem Tod, wie er in popularisierter Form in vielen gesellschaftlichen Sphären anzutreffen ist und so gar nicht dem düsteren Bild in Europa entspricht, hat Braun die Figur des Todes in seine Kunst integriert und zu fröhlichem Leben erweckt. Im Gegensatz zur Mythologie jedoch ist der Tod in Brauns neuer Werkgruppe nicht männlich sondern weiblich. „Frau Knochen“, wie die Figur von Braun genannt wird, gesellt sich in einigen Arbeiten zu der bereits früher entworfenen Figur des „Herrn Filz“. Diese zeichnet sich durch ihre Gesichtslosigkeit aus und dient als Projektionsfläche des Künstlers und des Betrachters. Sie tritt in den Video- und Fotoarbeiten auch dreidimensional – z.T. gespielt von Alexander Braun selbst – auf. Beide vom Künstler geschaffenen Figuren stehen mittlerweile in einem engen Verhältnis zueinander und haben sich vom künstlerischen Anfangskonzept allmählich emanzipiert und scheinen ein Eigenleben zu führen.
Für seinen neuesten Werkzyklus ist Braun sogar noch einen Schritt weitergegangen. Vor vielen Jahren, bei einem Aufenthalt als Artist in Residence bei der Chinati Foundation in Texas, ist er auf die mexikanische Tradition des Votivbildes gestoßen, die er bereits aus den Arbeiten von Frida Kahlo kannte, die ihrerseits die Ästhetik der Votivbilder in ihre Kunst integrierte. Diese Votivbilder werden in Mexiko als Retablos (Altarbild) bezeichnet. Dabei handelt es sich hier streng genommen nicht um Altarbilder nur zur Heiligenverehrung, sondern um Darstellungen…