PETER HERBSTREUTH
Albrecht Schnider
Galerie Thomas Schulte, Berlin, 11.9. – 1.11.2003
Galerie Griedervonputtkamer, Berlin, 20.9. – 1.11.2003
Malerei muss sich medienspezifisch gegenüber sich selbst und außerästhetisch gegenüber dem Erkennen der Welt bewähren. So bleibt sie Teil der Gegenwart. Der 1958 geborene, in Berlin lebende Maler Albrecht Schnider hat seit über zehn Jahren keine Landschaften mehr ausgestellt. Als junger Maler aus der Schweiz musste er damit rechnen, mit Alpenbildern in Öl bei ausländische Kuratoren und Galeristen eher Schmunzeln als Aufmerksamkeit erzeugen. Heute sind solche kuratorischen Tabus gelockert. In drei seriellen Werkblöcken zeigt er das erstaunliche Ergebnis seines Nachdenkens.
Wenn Landschaftsansichten Überwachungsbilder von Satelliten geworden sind und Panoramen Stadien und Gefängnisarchitektur, geraten Landschaftsmaler in Bedrängnis, die so tun, als wüssten sie von solchen Perspektiven alltäglicher Kontrolle nichts. Werner Tübke wusste davon. Seine berühmte Kreislandschaft des ‘Bauernpanoramas’ spiegelt den Kontrollblick der Stasi mit malerischer Raffinesse und macht ihn zum zynischen Genuss von Connaisseuren. Albrecht Schnider weiß auch davon. Denn er rückt die alpine Landschaft in militärischen Tarnfarben ins Bild und perspektiviert das Gebirge auf eine Weise, wie man sie nur mit apparategestütztem Blick – dem Kamerazoom – sehen kann, nicht mit bloßem Auge. Dabei setzt er die Horizontlinie derart, dass sie nur noch als kleine Lesehilfe erscheint, die den Bildeindruck ‘Landschaft’ herstellt. Schaut man lange genug, verschwindet sie. Das Bild der Landschaft löst sich in ein Abstraktum von Planfeldern auf und der Eindruck von ‘Landschaft’ ist dahin. Aber gerade weil seine Landschaft nicht haltbar ist, entspricht sie heutigen Sehgewohnheiten, die das Wissen über die Welt wach…