RAINER METZGER
Albrecht Dürer
Albertina, Wien, 5.9. – 30.11.2003
Manche Meister fallen vom Himmel. Albrecht Dürer jedenfalls scheint voraussetzungslos auf Erden erschienen zu sein, eine Epiphanie seine Bilder, eine Emanation sein Genie. Geht es nach der Wiener Albertina, die Dürers Schaffen ganz als Defilee der Meisterwerke inszeniert, dann steht eine Ausstellung konsequenterweise im Dienste der Aura. “Albrecht Dürer” nennt sich die Veranstaltung. Der Name ein Prädikat, ohne Untertitel, ohne systematisierenden Hinweis, sogar ohne Lebensdaten (sie lauten 1471 – 1528). Es gibt auch gerade nichts zu feiern. Das einzige das zählt, ist die Zahl der Besucher.
Knapp 160 grafische Blätter Dürers sind im Besitz der Albertina. Vor zwei Jahrhunderten, als der Namensgeber des Hauses, der Herzog Albert von Sachsen-Teschen, en gros erworben hatte, waren es mehr als das Doppelte. Alberts erster Archivar ließ Hunderte der Zimelien mitgehen und verstreute sie in alle Welt. Der Bestand hatte die napoleonischen Konfiskationen unbeschadet überstanden, doch kaum war der Empéreur vertrieben, kam der herzogliche Mitarbeiter zum Beutezug. Weil die Institutionen, in denen das Diebesgut landete, offenbar bis heute ein schlechtes Gewissen haben, gaben sie reichlich. Der Louvre und das Berliner Kupferstichkabinett und das British Museum reihen sich in die Liste der Leihgeber. Insgesamt 60 Werke kamen so hinzu. All das ergibt die umfangreichste Dürer-Präsentation seit dem Jubiläumsjahr 1971.
Die versammelten Kleinodien sind wirklich recht klein. Abgesehen von sechzehn Gemälden, unter denen das 1498 entstandene Selbstbildnis des Prado und der “Christus unter den Schriftgelehrten” der Sammlung Thyssen-Bornemisza herausragen, sind es die Arbeiten auf Papier, die den Blockbuster garantieren. Seit an…