Rainer Unruh
Albert Oehlen
»Terminale Erfrischung«. Computercollagen und Malerei
Kestner Gesellschaft, Hannover, 13.1. – 11.3.2001
Albert Oehlen liebt Hannover, und Hannover liebt Albert Oehlen. Jedes Mal, wenn die schlagzeilenträchtigen Chaostage ausbrechen, zieht’s den Künstler an die Leine. Die Stadt dankte ihm diese Verbundenheit erst mit einer Einladung zur Expo, auf der er seinen “Bionic Boogie” zeigte, und jetzt mit einer großen Ausstellung neuerer Werke in der Kestner-Gesellschaft.
Die “Terminale Erfrischung”, die Oehlen dem Besucher serviert, setzt sich aus rund 60 großformatigen Arbeiten der vergangenen drei Jahre zusammen. Fast könnte man meinen, die beiden Werkgruppen, die zu sehen sind, seien von verschiedenen Künstlern geschaffen. Da sind zum einen die in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen Ölgemälde, in die sich gelegentlich ein schmutziges Gelbgrün einschleicht. Zunächst wirken sie rein abstrakt, aber je länger man sie betrachtet, desto mehr treten die Konturen von Figuren und Gesichtern aus dem grauen Nebel hervor, der wie der Dampf in einer Waschküche über ihnen liegt und der Oberfläche der Bilder etwas Verwischtes und Verschwommenes verleiht. Man staunt, wie unglaublich gut und sicher Oehlen bei aller Anti-Attitüde malen kann (“El Dioni”, 1998) und wie kühn er Mensch und Maschine zu neuen Formen verschweißt (“Arrogantes Genie am Steuer”, 1999), aber man wundert sich auch, welchen Narren er etwa an dem “Bär mit Auszeichnung” (1997) gefressen hat, der uns ein wenig dümmlich aus dem gleichnamigen Bild anstarrt. Oehlen selbst scheint übrigens den Bemühungen, in seinen Gemälden Gegenständliches zu identifizieren, eher skeptisch gegenüberzustehen. In einem Gespräch mit André Butzer, das im Katalog abgedruckt ist,…