Albert Oehlen
Zur Malerei gelangte Albert Oehlen verhältnismäßig spät. Möglicherweise hat der zwei Jahre jüngere Bruder Markus seinen Entschluß, die künstlerische Laufbahn einzuschlagen, inanguriert. Als Künstler betrachten sich Albert Oehlen und sein Freund Werner Büttner auch jetzt nur in gleichsam ironischer Verkehrung. Vorher haben sie sich als Verhaltensforscher oder Soziologen begriffen, die eben anders als die Wissenschaftler nicht mit Statistiken hantieren, sondern mit Bildern. Albert Oehlen hat sich auch intensiv politisch betätigt. Doch unterlag – soweit ich sehe – diese politische Aktivität ebenfalls stets einer ironischen Gebrochenheit, meiner Meinung nach das Resultat eines vollkommenen Mangels an utopischer Vorstellungskraft. Insofern ist Albert Oehlen Realist, Realist im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs. Er hat in Hamburg, auf der Hochschule für Bildende Künste studiert, zunächst bei Sigmar Polke, danach bei Claus Böhmler. Daß er von Polke viel gelernt habe, bestreitet er. Das künstlerische Werk von Josef Beuys habe einen größeren Einfluß auf ihn ausgeübt. Dennoch erinnert manches in seiner Haltung an Polke, etwa der beinahe hinterhältige Witz, die distanzierende Ironie, welche den Besucher gelegentlich auflaufen läßt, der spielerische, virtuose Umgang mit dem Metier, der nicht zu sogenannten künstlerischen Spitzenprodukten führt, sondern zum schieren Gegenteil, zu Bildern, die so schreiend falsch gemalt sind, daß es einem buchstäblich die Schuhe auszieht, und die andererseits im Kontext der gegenwärtigen Malerei eine solche Brisanz und Plausibilität entfalten, daß sie die schöne Mär von der triumphalen Rückkehr der Malerei nachdrücklich entzaubern. Oehlens Bilder sind heillose Bilder, in denen man sich nicht einzurichten vermag. Das äußert sich vornehmlich in der Behandlung…