Gerhard Johann Lischka
Aktuelles Denken
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist in der Bewußtseinsmachung der Menschheit ein Faktor von nicht zu überschätzender Bedeutung aufgetaucht, die Mediatisierung. Waren es früher einmal die Mythen, die Bilder und Erzählungen und später die Bücher, so sind es heute die elektronischen Medien, welche zum primären Informationsträger geworden sind. Das soll nicht heißen, daß es heute nicht auch noch Erzählungen und Bücher (Texte) gäbe, doch ihr Einfluß ist gering geworden, denn die Mediatisierung versteht es, den Verstand zu blenden, ihn zu übertölpeln, ja ihn sogar auszuschalten.
Mediatisierung bedeutet nichts anderes als den prozessualen Charakter der Massenmedien. Und diese sind immer Gewußtes, Vorgedachtes, eigentlich sind sie Facts. Durch den immerwährenden Austausch von Aktualitäten in den Massenmedien scheinen diese flüssig, offen, gar Denkanstöße zu sein. Das macht es mit dem Denken heute so schwierig. Alle denken sich was. Doch haben sie wirklich gedacht? Denn zu den Medien gibt es nichts zu denken. Es gelingt nur, sie an- oder abzuschalten, in oder out zu sein. Die Mediatisierung ist ein Magnetismus, der in Erregung erhält, solange man ihm ausgesetzt ist, er geht durch und durch. Der Effekt ist das Resultat der Mediatisierung, und dieser ist bestimmt kein Erzeugnis der Rezipienten, sondern die reine Wirkung der Mediatisierung in ihnen.
An dieser Tatsache der Mediatisierung sieht die ganze Rezeption des Denkens seit dem Zweiten Weltkrieg geflissentlich vorbei. Denn sie wäre dann auch nicht mehr so wichtig, wie sie selbst sich einzureden versucht, sondern nichts anderes als eben ein Spezialgebiet von unzählig vielen. Doch Denken wird immer…